Kindersprüche

Bevor ich mich auf dem Weg zur Kita dem Sturm stelle, schreibe ich schnell die jüngsten Kindersprüche auf.
In Zeiten des Trauerns und der Unsicherheit, wo die einen erstarren und innehalten, die anderen weitermachen und Licht und Liebe teilen, hoffe ich, dass die Kindersprüche ein bißchen gute Laune verbreiten.

 

* Wenn Liam von Krankenwagen redete, fiel uns auf, dass er sie nach „mit Lehne“ und „ohne Lehne“ unterteilte. Nicht immer verstehen wir, was in seinem Kopf abgeht – was weder ihn noch uns stört. Ich hatte aber das Gefühl, das Ding mit der Lehne verstehen zu können.
Zwei Besonderheiten, die zu Liam gehören, erkläre ich euch – und dann könnt ihr so schnell wie wir das Ding mit der Lehne aufklären.

1. Noch immer spricht Liam L statt R.
Rutsche ist noch Lutsche, rot ist lot und so weiter.

2. Liams meist-genutzter Artikel ist „diese“ oder „dieser“. Wir wissen nicht, woher es kommt, es hört sich schön besonders an und wir ertappen uns immer öfter selbst dabei, dieses Wort zu sagen.

Nun ist es so, dass „Sirene“ in Liams Sprache „Silene“ heißt.
Und außerdem, ihr könnt es euch denken, hört sich ein schnell-gesprochenes „die Sirene“ wie „diese Rene“ an.
Und deswegen gibt es Krankenwagen mit und ohne Lene.
Was war ich stolz, als ich das verstanden hatte!

* Liam ist krank und muss mit Verdacht auf Durchfall von der Kita geholt werden. Später holen wir Emilian ab. Er fragt, was los war.
Liam erklärt: „Ich hab Notfall.“

Emilian erklärt ein Bild:
„Das hier sind eilige Feuerwehrmänner. Die beten immer, wenn sie einen Notruf bekommen. Aber ganz schnell, damit sie rechtzeitig da sind.“ (Ich stellte mir gerade ein schönes Stoßgebet vor…“
„Sie beten: Lieber Gott, (keuch) danke dass wir einen Notruf haben. (keuch) Tschüss.“

* Liam schickt sich an, zum Kekse backen zu mir in die Küche zu kommen. Vorher bringt er seine Kuschel-Schildkröte aber hoch und erklärt: „Also Sammy hat seine Luhe oben und wenn wir Kekse backen, dann holen wir diesen lunter.“

* Liam: „Wir haben im Urlaub bei Oma Pinocchio gegessen.“
Ich denke, er meint Gnocchi.
Oma schrieb: „Wir haben wirklich Pinnocchio gegessen, ein Eis hiess so.“ (Hat Mama mal wieder nicht richtig zugehört…)

* Die Kinder singen gern ein Lied, dass sie aus dem Gottesdienst kennen: Alles, was atmet, lobe den Herrn.
Emilian machte einst: „Alles, was Krach macht, lobe den Herrn!“ daraus.
Aber Liam, der allem eins draufsetzt: „Alles was Bibis macht, lobe den Herrn!“

* Im Urlaub sehen die Kinder auf dem Darß so ein Schild mit einer Eule an einer Schranke und Liam sagt: „Hier is desperrt, hier wohnen die Eulen!“

* Wir sind mit Oma und Opa im Schwimmbad verabredet.
Emilian sagt: „Wir fahren in die Zistherme.“

* Im Gespräch erzähle ich von einem Freund, der Rainer heißt.
Liam erinnert sich an ein Lied von Gerhard Schöne und singt:
„Rainer? Welcher Rainer? Rainer Bienenhonig, hmmm der schmeckt!“

* Kurz vor dem Weg in die Kita ziehen wir uns an. Emilian soll seine Handschuhe anziehen.
Mehrmals frage ich: „Brauchst du Hilfe?“
Sehr viel später kommt die Antwort: „Ist das schön ruhig. Wenn man nix sagt, ist es schön ruhig. Deswegen hab ich nicht antgewortet.“

* Liam:
„Das Gegenteil von fleißig ist faul.
Das Gegenteil von böse ist lieb.
Das Gegenteil von lahm ist Ente.“

* Mit den Jungs laufe ich am Teltowkanal entlang.
Der Weg ist sehr schmal, ein Mann auf dem Fahrrad möchte uns überholen. Bevor ich etwas zu den Jungs sagen kann, klingelt der Mann. (Die Klingel hört sich sehr nach Kirchenglocke an.)
Anstatt an die Seite zu fahren, bleibt Emilian bewegunsglos stehen, sieht andächtig geradeaus und flüstert -während der Mann ungeduldig hinter uns wartet- „Hast du das gehört?“

* Später kommen wir schneller voran und Liam überholt mich.
„Haha, ich hab dich erholt!“

* Emilian fragt:
„Wollen wir bei „Stille Post“ immer so’ne Brechwörter … der wie heißt das mit Fischers Fritz – machen?“

* Liam ruft aus der letzten Autoreihe:
„Wir sitzen am hintsten!“

* An einer Weggabelung können sich die Jungs minutenlang nicht auf eine der beiden Wege einigen. Liam bockt, Emilian trauert.
Irgendwann gibt Emilian nach und auf dem Rückweg lobe ich ihn: „Du bist ein toller Junge und du kannst gute Entscheidungen treffen.“
Er so: „Hä, ich hab Freunde und die sind Entscheidungen und mit denen soll ich mich treffen???“

* Liam sucht die Katze im Nachbargarten.
Ich sage: „Ich weiß nicht, wo die Katze heute ist… vielleicht spazieren?“
Liam regt sich auf: „Wo geht die denn spazieren? Auf einem Hunde- und Katzen-Spielplatz??“

Liam sieht ein Lineal mit Bildern.
„Oh, das ist ja eine coole Messe!“

* Papa bittet die Jungs, beim Abendbrot nicht so viel zu pupsen, weil er dann keinen Hunger mehr habe.
Später sagt Emilian:
„Ich will, dass die Welt keinen Hunger mehr hat!“
Wir wundern uns über so einen weisen Satz… Doch er sagt:
„Ich will ganz viel pupsen.“

* Beim Laub harken erkläre ich Emilian, was eine Harke und was ein Rechen ist.
Er sagt: „Rechen hört sich wie viele an, aber es ist doch nur einer.“

* Am Sonntag morgen komme ich in die Küche:
„Mama, du siehst zum Umwerfen aus!“

* Ich schenke den Kindern Cars-Aufkleber mit Buchstaben und erlaube Emilian, seinen Namen an sein Bett zu kleben.
Am Abend entdecken wir an unseren Betten auch dieser Aufkleber. Zu meinem Mann sage ich: „Lustig, bei mir steht Amam. Was steht bei dir?“
„Pap.“

* Weise Sätze:
„Der Mülleimer heißt so, weil er Müll isst.“

* Liam wird müde beim Laufrad fahren und sagt:
„Ich glaube meine Beine sind alt…“

 

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