Kinder erklären ihre Welt

08. November 2025

(Buchrezension)

Dieses Buch wurde mir zum Lesen angeboten. In meiner direkten, nahen Umgebung habe ich keine Erfahrung mit Hochsensibilität. Ich hatte einige Personen im Hinterkopf, denen ich das Buch zeigen wollte, nachdem ich es hier für euch vorgestellt habe.

Beim Durchblättern und Lesen ist mir dann bewusst geworden, dass es nicht die eine Hochsensibilität gibt – sondern so viele kleine Facetten, von denen mir sehr wohl einige bekannt vorkommen. Wir alle reagieren unterschiedlich sensibel und feinfühlig. Auf Veränderungen. Gerüche. Menschen. Probleme. Regeln. Wie immer macht ein aufmerksamer und bewusster Umgang mit uns und miteinander den Unterschied!

Hochsensibilität: Feinfühlige Kinder erklären ihre Welt

In diesem Buch, das am 8. September 2025 bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienen ist, kommen Kinder und Jugendliche zu Wort. Jungs, Mädchen, unterschiedlich alt. Und sie erzählen von ihren Gefühlen und ihrem Erleben.

„Hochsensible Kinder sind empfindsame, feinfühlige Kinder, deren sehr gründliche Wahrnehmungsverarbeitung schneller in die nervliche Überreizung führt als das bei weniger sensiblen Kindern der Fall ist. Dies bringt viele Herausforderungen, für die es einen guten Umgang zu finden gilt. Kinder benötigen Strategien und Lösungsansätze, damit sie in der Lage sind, den herausfordernden Alltag möglichst gesund und selbstbewusst zu bewältigen. Dabei möchten sie nicht mit Lösungsideen von Erwachsenen überflutet werden, sondern ihren eigenen Weg finden und gehen. Genau hier setzt der Ratgeber und das (Vor-)Lesebuch „Hochsensibilität. feinfühlige Kinder erklären ihre Welt“ von Corinne Fischbacher an: Aus dem Blickwinkel von anderen hochsensiblen Kindern im Alter von 5 bis 16 Jahren werden Hürden des Alltags beschrieben und zahlreiche praktische Tipps und Strategien vorgestellt.

Dieses Buch richtet sich direkt an betroffene Kinder und Jugendliche mit Hochsensibilität. Erfahrungsberichte und Tipps sollen sie dazu inspirieren, selbstbestimmte Strategien für den Umgang mit ihrer Hochsensibilität zu entwickeln. Corinne Fischbacher vereint Erfahrungswissen von hochsensiblen Kindern mit hilfreichem Hintergrundwissen für Eltern. So sollen Eltern etwas zur Hand haben, um ihren Kindern helfend zur Seite zu stehen und Lösungsansätze aufzuzeigen, die bereits anderen Kindern geholfen haben.„

Das Buch ist in verschiedene Kategorien aufgeteilt:

Körperliche Wahrnehmung, zum Beispiel Kleidung, Zähne putzen, Haare und Haut, Essen, Schlafen, Lärm…

Emotionen und Umgang mit Gefühlen, dazu gehören Schuldgefühle, Traurigkeit, Perfektionismus und die Gefühle anderer.

Herausforderungen meistern: Ängste, Unsicherheiten, neue Erfahrungen, wenn es beispielsweise um Spritzen, Höhenangst, Schulsport oder eine Übernachtung woanders geht.

Selbst-Akzeptanz und persönliche Stärke: Grenzen setzen und Entscheidungen treffen. Da geht um Veränderungen und Erwartungen, Nein sagen, Umgang mit Lob und Kritik, Akzeptanz.

Die Themen aus den unterschiedlichen Kategorien kennen wir alle! Und ob feinfühlig oder nicht, Kind oder Erwachsen: Es wäre nicht wahr, zu behaupten, mit keiner dieser Themen ein Problem zu haben…

Es hat mich sehr berührt, von den Kindern in diesem Buch zu lesen, wie sie ihre Wege im Leben gefunden haben. Ich bin überzeugt, dass wir von Kindern viel lernen können!

Auch Eltern kommen zu Wort, denn natürlich kommt ein Kind nicht mit dem Etikett „Sensibel!“ auf die Welt und diese Feinfühligkeit will entdeckt und beachtet werden.

Einer unserer Söhne hatte schon als ganz kleines Kind riesige Probleme, Socken zu tragen, die vorne an den Zehen eine Naht oder so Fadenreste haben. Wir kannten es von uns oder den anderen, dass man sich an unangenehme oder fremde Eindrücke gewöhnen kann und mal einfach aushält. Augen zu und durch. Natürlich ist es eklig, wenn die Socken im Schuh abrutschen oder eine Naht scheuert. Aber mich persönlich stört das nicht so.

Es hat ewig gedauert, bis er vor der Kita die Socken genau so gedreht und gezerrt hat, bis ihn nichts mehr gestört hat. Am Ende vieler Versuche und Gespräche und Kämpfe und Fragen haben wir neue Socken gekauft. Weil es einfach. nicht. ging. Ich bin dankbar, dass wir unseren Sohn da verstehen, annehmen und unterstützen konnten. Wie so oft im Leben ist auch da Liebe die Antwort. Und Sätze wie: „Hab‘ dich nicht so!“ oder „Ist doch nicht so schlimm!“ sage ich nicht mehr…

Nicht immer ist es gleich und nicht für jede Unannehmlichkeit gibt es eben eine schnelle Lösung. Aber es ist so wichtig, da genau hinzuhören und ins Gespräch zu gehen. Ich bin mir sicher, dass sehr, sehr viele Kinder und Erwachsene täglich in Situationen kämpfen, die für sie kaum auszuhalten sind. Und oft ist eben gar nicht klar, was denn genau nicht auszuhalten ist.

Bei Stoffen oder Geräuschen kann vielleicht eher ein Ausweg oder Umweg gefunden werden, als wenn es um Spritzen, unangenehme Gespräche oder Veränderungen geht. In einigen Situationen ist es einfach wichtig, einen guten Weg zu finden. Da beschreiben die Kinder im Buch auch ganz gut ihre Erfahrungen.

Manchmal geht es wirklich um ein körperliches Unwohlsein, um Schmerz oder Juckreiz oder Haut-Irritationen. Aber hinter den inneren Kämpfen und Unverträglichkeiten verstecken sich oft große Fragen: Siehst du mich? Bin ich dir wichtig? Kämpfst du für mich? Nimmst du dir Zeit für mich? Gehöre ich dazu? Darf ich ICH sein? Hast du mich lieb?

Dieses Verständnis und ein anderer Blick auf die Situation und die Beziehung können einen großen Unterschied machen.

Ich wünsche mir, dass Menschen, die dieses Buch lesen, sich gesehen und verstanden fühlen. Dass jedem Kind und jedem Erwachsene gesagt werden kann: Du gehörst dazu!
Ich wünsche mir, dass uns allen klar wird: Wir sind nicht allein. Egal, um was es geht.

Danke, dass ich dieses Buch lesen und davon erzählen darf! Danke für diese wertvollen Berichte und den Mut der Kinder, ihre Geschichten aufzuschreiben.