Zwei Tage ohne Auto und ohne Papa liegen hinter uns und wir haben uns schön die Zeit vertrieben.
Ehrlich gesagt könnte ich viel öfter zwischendurch ein paar Kindersprüche weitergeben, aber dann ist da auch immer das Gewissen, das mich komisch anguckt, wenn ich tippe, während die Kinder neben mir spielen. Und sie spielen schön! Manchmal überkommt es mich und ich denke bei mir:
„JETZT ist die schönste Phase!“
Phasen kommen und gehen, gute wie schlechte und die guten will ich festhalten und sie mir merken und mich in 20 Jahren seufzend daran erinnern.
(Übrigens: Fotos und Sprüche von zwischendurch gibt es auf meiner Facebook-Seite „mamasbusiness„.)
Emilian ist kreativ ohne Ende. Er baut schöne.. äh, Dinge und benennt sie kreativ. Und dann kommt er: „Mama? Hast du das gesehen???“ – „Nein.“ – „Willst du das mal sehen???“ Und dann führt er mir seine Flugobjekte vor. Er singt meistens vor sich hin und ab und zu erkenne ich auch, was er singt. Lieblinge sind das Elefantenlied aus dem Dschungelbuch, Lieder von Kassetten, die wir gerade so hören oder einfach Melodien mit lustigen Wörtern.
Liam wird immer süßer und immer fröhlicher und selbstständiger. Er hat auch einen kleinen Willen und dazu eine laute Stimme, aber erstens haben wir alle das noch gut im Griff und zweitens überwiegt auf jeden Fall seine Frohnatur. Grundsätzlich macht er alles nach, was er bei Emilian sieht. Mit oder ohne Sinn. Er baut ihm nach, er macht Tiergeräusche nach, er macht Bewegungen nach.. Und wenn Emilian sich auf den Bauch legt und mit den Füßen strampelt, macht Liam das auch. Emilian ist sein Held! Manchmal machen wir ein Spiel daraus und amüsieren uns über Liams Eifer.
Er kann mit ein paar Tönen so viel sagen. Ich weiß, wann er seinen Nuckel sucht, wann er im Bett einfach nur vor sich hinsingt, ich höre, ob er „zählt“, ob er singt oder „Auf die Plätze, fertig, los“ sagt. Er ahmt so sehr unsere Stimmlage nach, dass es leicht zu erkennen ist.
Heute und gestern waren wir ein paar Stunden draussen. Wir spazierten, suchten Geocaches, sahen Boote im Teltowkanal und genossen die Sonne. Emilian war ein lauf-faules Baby, aber Liam dackelt glücklich neben uns her, sammelt Blätter und Steine, bewundert große Stöcke, Enten und Hunde. Während er läuft, wackelt er mit den Armen oder klatscht – und plappert vor sich hin. Emilian fährt gern mit dem Laufrad und liebt es, schnell zu fahren. Dann hält er wieder an, legt sich auf den Boden und wartet, bis ich da bin. Hunde machen ihm große Angst, er träumt sogar meist davon, wenn ihm so ein Tier sehr nahe kam, aber er lernt auch, dass die meisten von ihnen schnell wieder weg sind.
Am Abend war ich mit den Jungs draussen. Eigentlich sollten sie zu zweit spielen, aber irgendwie klappt das nicht. Da Liam seinem Bruder alles nach macht, kann der dann auch kaum alleine spielen. Und alle Geräte und Spielsachen haben wir nicht zweimal. Es gab also irgendwie Streit und ich zog mich an und ging mit raus. Wir fegten die Terrasse frei und harkten ein paar Blätter weg. Emilian wollte von mir wissen, wie er auf unseren Kirschbaum kommt. Es klappte gut und irgendwie überraschte mich das ein bißchen. Wenn mein Baby auf Bäume klettern kann, ist es doch kein Baby mehr! Ich war beeindruckt und stellte fest: Ich bin die Mutter zweier Söhne!
Beide Jungs halfen mir wunderbar beim Harken. Emilian machte sich zwar einen Spaß daraus, von oben aus dem Baum immer neue Blätter herunterzuschütteln, aber später harkte er auch mit. Und nach erster Furcht traute er sich auch, in die Tonne zu hüpfen, um mehr Platz zu machen. Liam hatte einen Besen und war fürchterlich beschäftigt.. mit irgendwas. Am Ende sammelte er die Blätter mit der Hand ein und warf sie in die Tonne. Weil er aber mit ausgestreckten Armen geradeso an die Öffnung kam, landete das meiste in seinem Gesicht. Er schüttelte sich und trottete weg. Der Platz vor dem Haus ist ein Abhang und Liam hatte noch kleine Schwierigkeiten, vorwärts dort hinunter zu kommen. Einmal landete er sogar auf seinem Gesicht, aber er lachte und wir lachten mit.
Die Sonne tut mir gut. Und wenn ich sehe, wie toll meine Söhne zusammen spielen und wie viel wir zusammen lachen, dann macht mich das sehr glücklich.
Es gibt ein paar neue Kindersprüche:
Ich rufe Emilian nach unten.
Er antwortet: „Ich komme gleich. Erstmal ein bißchen singen und dann komme ich.“
Als ich ihn beim Essen auf irgendetwas hinweise, sagt er leicht empört:
„Ja, ich hab das doch geweißt!!!“
An einem Morgen in der letzten Woche musste ich die Kinder wecken. Sie werden sonst ziemlich pünktlich wach – oder ich mache sie eben wach, indem ich ins Bad gehe oder im Flur das Licht anmache. An diesem Morgen musste ich sie aber wecken und ich ging an Liams Bett und streichelte ihn. Er wurde schnell wach und quakte los.
Emilian bewegte sich auch und fragte sofort: „Mama, schlafen wir jetzt nicht mehr?“
Gleich danach kam er die Treppe herunter und sagte immer wieder: „Moni.“ Ich erkannte keinen Zusammenhang und es hörte sich an, als wäre er mit dem Wort noch nicht fertig. Er sagte es immer wieder, also würde er probieren, ob es richtig ist. Mir fiel aber keine Hilfe ein. In der Küche hatter er dann aufgegeben und erzählte irgendetwas von Fischen. Und da erkannte ich, dass er „Nemo“ sagen wollte und die ganze Zeit „Mone“ gesagt hatte. Ich sagte leise das Wort „Nemo“ und sehr erleichtert sah er mich an und sagte dann das neue Wort ein paarmal.
In manchem Momenten, wenn Emilian keine Lust auf meine Erziehung hat, haut er. Nur ein bißchen. Aber er haut mich und ich möchte das nicht. Dann rede ich ernst mit ihm und danach frage ich:
„Sind wir wieder Freunde?“ Und er: „Ja. Wollen wir uns küssen??“
Diese Situation erzählte ich beim Abendbrot meinem Mann. Er sah Emilian an und sagte ihm, wie toll er das fand. Emilian lächelte vergnügt, breitete die Arme aus und fragte: „Wollen wir uns drücken?“
Kurz danach beobachteten wir stolz, wie Emilian sich ein großes Brot mit Butter beschmierte, Wurst und Käse darauf legte und zu knabbern anfing. Mein Mann sagte: „Mensch Emilian, du hast dir ja ein richtiges Flugzeug gebaut!“ Und Emilian sagt: „Man spielt doch nicht mit Essen!!“
Ich habe euch ja erzählt, dass unser Großer in manchen Situationen davon redet, dass er lieber keine Mama mehr hätte und lieber bei Oma und Opa leben würde. Vor ein paar Wochen saßen wir vier im Wohnzimmer und aßen. Es war gemütlich und nach dem Essen holte ich noch ein paar Marshmallows für die Kerzen. Und als wir da so im Kerzenschein saßen und unsere Marshmallows drehten, sagte Emilian: „Ich möchte doch bei euch bleiben. Ich hab’s mir überlegt.“