Neben der deutschen Sprache lernt Emilian von uns auch jede Menge anderer Nebensächlichkeiten.
Trotzdem er sehr gerne mit seinen Fingern isst, zeigen wir ihm immer mal wieder, dass er sein Essen mit Löffel oder Gabel viel erfolgreicher und sauberer in den Mund stecken könnte.
Er lernt, dass Müll weder auf dem Tisch liegen bleibt noch auf den Boden geschnipst wird, sondern dass es dafür zwei Mülleimer in der Küche gibt.
Einer davon hat einen sogenannten Trittdeckel – da macht das Müll wegschmeißen gleich richtig Spaß. Und wenn Mama zum Briefkasten geht, darf der große Emilian gleich ein paar gesammelte Windeln mitnehmen und in die schwarze Tonne schmeißen.
Passend zur Fussball EM wird bei uns natürlich auch Fussball geguckt und gespielt. Mit Papa im Garten lernt Emilian den richtigen Schuß mit der Fuß-Innenseite. Emilian versucht, Papa nachzuahmen, nimmt aber die Aussenseite seines Fußes und sieht dabei ganz wichtig aus.
Natürlich haben wir auch Fußball-Schminke und Fahnen fürs Auto gekauft.
Erst hat das alles einfach nur Spaß gemacht, weil er weder die Farben noch irgendeinen Bezug zum Fußball kannte. Aber jetzt kann er „Deutschland“ sagen und erkennt sogar andere Fahnen, wenn wir unterwegs sind. Als wir heute nachhause kamen und die schwarz-rot-gelben Fahnen an unserem Auto sahen, fing Emilian tatsächlich zu singen an: „Deutschlaaand, Deutschlaaand…“
Wenn wir kurz zusammen Fußball gucken, bin ich erschrocken, wie schnell die Bilder wechseln und wie komisch das alles für einen 2jährigen sein muss!
2… was haben wir mit 2 gemacht?
Aber ich bin auch ein bißchen stolz, wenn der kleine Mann mit der Fahne wedelt und den Fußball durch den Garten schießt. Genauso gern nimmt er übrigens Papas Golfschläger, der ihm viel zu groß ist, und versucht, einen kleinen Golfball zu treffen.
Ein bißchen schwer fällt es ihm noch, geduldig zu sein und zu verstehen, dass es nicht immer an erster Stelle nur um ihn geht. Er wiederholt dringende Sätze dann sehr gern unzählige Male, um schneller an die gewünschte Aufmerksamkeit zu kommen. Er weiß aber beispielsweise, dass wir vor dem Essen beten und sitzt dann manchmal schon mit gefalteten Händchen da, wenn es bei uns noch etwas länger dauert. Heute las Papa einen Text vor, den Mama hören sollte. Emilian wollte mit uns im Garten spielen und als es ihm dann zu lang wurde, setzte er einfach ein „Amen“ dazwischen.
Er muss auch lernen, was es im Garten zu tun gibt – und was nicht zu tun ist.
Emilian liebt das Wort „Heckenschere“ arbeitet wie Papa – auch wenn sein Werkzeug nur die Pizzaschere aus der Küche ist. Er lernt, dass Johannisbeeren und Stachelbeeren erst rot und weich und reif werden müssen und dass nur die roten Süßkirschen vom Baum, nicht die vom Boden, gegessen werden dürfen.
Er weiß schon, dass Blumen auch trinken müssen und liebt es, mit einer kleinen Gießkanne die Pflanzen mit Wasser zu überschütten. Gestern brachte er mir ein kleines Gänseblümchen in die Küche. Ich nahm ein kleines Schnapsglas, füllte es mit Wasser und bat ihn, die Blume ins Wasser zu stecken…
Manchmal ist es nicht leicht, den Satz „Das macht man doch nicht“ stecken zu lassen und ihm statt dessen zu erklären, warum manches so ist, wie es ist.
Man muss eben lernen, dass Schokolade schmiert, wenn sie weich wird, dass Stühle wackeln, wenn man darauf klettert, dass man den nassen Finger in Zucker stecken und ablecken kann und es schmeckt – und dass das bei Mehl und Salz und Eiweiß ganz anders schmeckt. Emilian lernt, dass langsame Schnecken nicht viel tun und dass man vor schnellen Käfern trotzdem weglaufen kann. Er lernt, dass Liam bei Gequietsche erschreckt und wach wird, aber dass er zurück lächelt, wenn Emilian als großer Bruder sich über den Wagen beugt und „Alle meine Entchen“ singt.
Auch, wenn es manchmal nicht leicht fällt, möchte ich dann die Ruhe zum Erklären und die Zeit zum Verarbeiten lassen, statt zu Schimpfen und mich über „unartiges“ Verhalten zu ärgern.