Liam hat einen Freund zu Besuch, Emilian macht Hausaufgaben und ich ruhe mich auf der Couch aus und berichte von unserem Alltag. Von unserem sehr ruhigen Alltag.
Heute war ich mal einkaufen, während die Kinder in Schule und Kita waren. Ich hab ein paar schöne Geschenke gefunden, aber zwei Stunden laufen reicht mir dann auch.
Emilian beneidet seinen Bruder, der drei Tage krank zuhause bleiben konnte, aber nach den zwei Fehltagen in der letzten Woche hat er deutlich mehr Hausaufgaben und ich hoffe, er denkt nochmal darüber nach.
Wir zählen die Tage bis zu den Ferien!
Emilian lernt viel und ich bin so stolz auf ihn.
Er ist ein fröhliches, beliebtes, aufmerksames Schulkind.
Wir haben über ein mögliches Konzentrations-Problem geredet und ich habe bemängelt, dass er oft Dinge vergisst, die er eigentlich machen sollte. Er sagte, in der Schule kann er sich alles merken, was er machen soll.
Den Eindruck habe ich zwar auch, das hilft mir aber nicht zuhause. Da ist mal wieder eine Belohnungs-Liste fällig…
In Mathe fängt er schon mit ersten Rechenaufgaben an, in deutsch liest und schreibt er ganz ordentlich. Ich liebe es, seine Hefte durchzublättern, seine Schrift anzugucken und seine Sätze zu lesen.
Er ist fleißig und kaum schusselig, Schönschrift schreibt er vielleicht nicht, aber er ist ein Junge und ich beschwere mich nicht.
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ein Kind so schnell Lesen und Schreiben lernen kann. Er ist jetzt groß!
Er kann Einkaufszettel und Briefe schreiben und liest das Buch weiter, wenn ich zu lange Pause mache!
Liam weinte am Sonntag Abend viel, weil er Ohrenschmerzen hatte. Sowas kannten wir bei ihm noch nicht und wussten auch erst nicht, woran wir sind. Liam ist „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ in zwei Sekunden. Er kann brüllen vor Trauer oder Wut – und im nächsten Moment keine Luft bekommen, weil er so sehr lachen muss. Er kann ärgerlich Spielzeug durch die Luft schmeißen oder seinem Bruder in den Rücken beißen – oder er kann ganz allein für die komplette Familie den Tisch decken und Abendbrot vorbereiten. Er kann mit Sonnebrille auf der Nase und Gitarre in der Hand singen, dass die Wände wackeln, minutenlang eine Strophe in Endlosschleife – oder er kann sich gelangweilt auf den Boden werfen und im Elend der Welt versinken. Er kann in Unterhose auf dem Tisch stehen und Geschichten in blühender Fantasie erzählen – oder er kann vor Schüchternheit versinken, ohne einen Pieps zu sagen.
Liam hat so viel Energie und Stimmung, das reicht für eine ganze Gruppe. Er ist kein Baby mehr – aber muss man sich das bei den jüngsten Kindern nicht auch noch sagen, wenn sie 18 sind?
Liam wird bald 5 und großer Bruder zu werden, wird ihm sehr gut tun. Er liebt das Baby jetzt schon und ich denke, das wird ihm leichter fallen, seinen Platz abzugeben. Er wird in seiner Rolle als Großer aufgehen.
Manchmal finde ich es schade, dass die Schule die beiden Jungs so „getrennt“ hat. Sie lieben und vermissen sich sehr und die Nachmittage verbringen sie zusammen, aber irgendwie ist jetzt was anders. Bei den Hausaufgaben muss Liam verschwinden, damit keiner den anderen ablenkt. Er liebt es, Emilians Stifte anzuspitzen und ist sein persönlicher „Schul-Stift-Anspitzer“. Er schreibt und übt gern mit dem großen Bruder, aber die zwei Jahre sind eben zwei Jahre.
Was auch immer das Baby an neuer Stimmung und Energie mitbringen wird – die beiden Brüder werden sich haben und sich auch brauchen.
Ja.. das Baby.
Wir sind fast mit allen Vorbereitungen fertig und das fühlt sich gut an. Auch, wenn ich noch 4 Wochen Zeit habe, kann man ja den genauen Termin nie wissen. Und falls es eben mal schnell geht, steht das Bett und der Kinderwagen und der Wickeltisch und die Babykleidung bereit.
Die Hebamme und der Arzt sind zufrieden mit allen Entwicklungen. Ich habe Zeit zum Ausruhen und schaffe aber noch viel. Dass sich die Schwangerschaft dem Ende naht, merke ich aber auch und ich bin bereit. Besonders am Abend, wenn ich immer ruhiger werde, wird das Baby aktiv und haut mit Ellenbogen und Knieen um sich. Manchmal zähle ich schon die Abstände, wenn es im Bauch zieht – und manchmal kann ich mich ins Bett legen und durchschlafen, als wäre nichts. Ich bin sehr gespannt!
Im Freundeskreis sind bereits 5 Babys in den letzten Wochen geboren. Auf eins warten wir gerade und das übernächste ist dann unseres!
Die beiden ersten Geburten gingen so schnell und waren „eigentlich okay“ – wenn man das mal mit ein paar Jahren Abstand sieht. Jetzt habe ich nicht richtig Angst, weil ich denke, dass es wahrscheinlich wieder schnell vorbei sein wird, aber Respekt habe ich doch. Das Wann und Wie und Wo ist so unsicher…
Im Moment kann ich es kaum erwarten, mich wieder ordentlich zu bücken, zu drehen, zu bewegen. Und die Freude auf das Kleine wird immer größer!
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