Abendruhe

Abendruhe.
Beide Kinder schlafen ruhig.
Mein Mann ist bei einem Männerabend mit Sauna und Bier und so..
Ich habe eben gründlichst Staub gesaugt und die Böden gewischt – morgen kommt Mama und Schwiegermama und noch mehr Verwandtschaft, da kann man sowas schon mal machen.
Jetzt sitze ich mit einem Glas Rotwein aus Mazedonien und mit einer Dose Cashew-Nüsse… besser geht’s nicht!

Zur Zeit lese ich ein Tagebuch einer Mama von vier Kindern. Sie kämpft ähnliche Kämpfe wie ich und auch ihre Gedanken, Gefühle, Freuden und Sorgen kommen mir bekannt vor. Und ein Gedanke von ihr hat mich auch beschäftigt.
Sie zitiert Scott Peck, einen amerikanischen Therapeuten, „Der wunderbare Weg“:

Liebe ist diszipliniert
„Ich habe schon darauf hingewiesen, dass die Energie für die Arbeit der Selbstdisziplin aus der Liebe kommt, die wiederum eine Form des Willens ist. Daraus folgt nicht nur, dass Selbstdisziplin normalerweise in Handlung übersetzte Liebe ist, sondern auch, dass echte Liebe sich selbstdiszipliniert verhält und jede wirklich liebende Beziehung eine disziplinierte Beziehung ist. Wenn ich einen anderen Menschen wirklich liebe, dann richte ich natürlich mein Verhalten so ein, dass es dessen geistige Reife so sehr wie möglich fördert.“

Bäm.
Zwischen all den schweren Wörten und Nebensätzen wird am Ende doch sehr deutlich, um was es geht.
Das fordert mich heraus.
Natürlich würde ich sofort sagen: „Ich liebe meinen Mann. Und ich liebe Emilian und ich liebe Liam. Und Eltern.. und Geschwister..“
Aber ich höre und sehe auch gern eine Erwiderung. Ich höre gern ein „Danke, Mama!“ oder ein „Marit, du bist die Beste!“ Gern auch: „Mama, setz dich doch hin, ich mach‘ das.“ oder „Marit, soll ich heute mal die Kinder nehmen?“
Bei uns wird gelobt und geliebt und entlastet und abgewechselt und ich schmelze dahin, wenn Emilian mich in den Arm nimmt und „Ich hab dich lieb!“ sagt.
Mein Mann unterstützt und ergänzt mich perfekt!
Ich weiß, dass er mich bewundert.
Trotzdem sind wir Mütter für tausend Kleinigkeiten da, die scheinbar niemand auffallen. Wir räumen und putzen und denken und bereiten vor und umsorgen und pflegen und überraschen und lieben und…
Und manchmal fällt es mir schwer, diese Kleinigkeiten jeden Tag aufs Neue zu tun und zu wissen: Es wird wieder niemand auffallen. Emilian merkt am nächsten Tag nicht, dass alle Bücher wieder im Regal und alle Puzzle wieder im Schubfach verschwunden sind. (Oder er merkt es und denkt, es passiert einfach so..)
Saubere Kleidung, saubere Böden, frisches Essen, haaach…

Aber nochmal zu dem Text.
Wenn ich meine drei Jungs hier liebe, dann heißt das: ICH sorge dafür, dass es ihnen gut geht, dass sie glücklich und gesund aufwachsen und leben, dass sie Platz, Sauberkeit, Freiraum, Liebe, Spaß und Förderung haben, um geistig zu wachsen. ICH versorge sie selbstlos und ohne viel an mich zu denken.
Natürlich ist es perfekt, wenn alle so denken. Denn dann wird jeder umsorgt und geliebt und alles ist gut. Aber das fällt uns schwer. Und die Herausforderung liegt gerade darin, zu lieben, ohne auf Gegenliebe zu warten – sondern einfach so.
Entweder gelingt mir das so gut, dass ich „zurück-geliebt“ werde und wieder ermutigt bin, um weiterzulieben. Oder ich muss darauf vertrauen, dass Gott sich um meinen Liebestank kümmert und ihn füllt und mich stärkt und bekräftigt und mir Kraft für neue Kleinigkeiten gibt. Oder beides.
Ich nehme die Herausforderung an.

Emilian schläft        Liam schläft

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