Heute war ein ganz fauler Freitag.
Wir sind früh (Ferien-früh um 8:30 Uhr) aufgestanden, um eine Show im Planetarium zu sehen – später mehr dazu.
Und das war dann auch schon das größte Highlight des Tages.
Wir saßen auf der Couch, haben Hörbücher angehört, Bücher vorgelesen, getobt, gespielt und ganz laut Pentatonix Videos angeschaut bzw. das neueste Weihnachtsalbum angehört. Es gab Walnüsse, Mandarinen, getrocknete Aprikosen, Tee und Apfelkuchen.
Und wir haben gesehen, dass es ganz neue Aufnahmen von Google in Amerika gibt! Mit sehnsüchtigen Herzen sind wir auf unseren Alltags-Wegen von 2014 entlang-gegoogelt und haben uns für ein paar Minuten nach Kalifornien gebeamt. Emilian war so fasziniert, Liam hat die Strassen nur uns zuliebe „wiedererkannt“, fürchte ich…
Jetzt habe ich die Böden gesaugt, ich höre die Jungs noch im Bett flüstern, lege die Beine hoch und entspanne.
Achtung Überleitung: Entspannung ist das Stichwort.
Gegen 13:00 Uhr klingelte es an der Tür und meine Hebamme kam zur ersten häuslichen Vorsorge-Untersuchung. Sie wird sich ab jetzt mit dem Frauenarzt abwechseln und mir jeden zweiten Gang zum Arzt abnehmen.
Ich habe den Tumult um die Hebammen in Deutschland in den letzten Monaten und Jahren verfolgt, jedoch bis jetzt keinen Beitrag aus meiner Feder dazu geliefert.
Mit ganzem Herzen bin ich der Meinung, dass eine Hebamme eine äußerst wichtige Aufgabe hat und auf gar keinen Fall ersetzt/reduziert/weggekürzt oder für unwichtig erklärt werden sollte! Ich finde es schrecklich, dass Männer entscheiden, dass Geburtshäuser in dünner besiedelten Orten schließen müssen, dass Babys in Autos geboren werden, weil keine Hebammen-Praxis mehr in der Nähe ist und dass Frauen verunsichert und allein gelassen werden!
Jedoch hätte ich in solchen Beiträgen nur wiederholt, was andere tausende Mütter bereits geschrieben, gerufen, gebrüllt oder geschimpft haben. Ich persönlich kann nicht sagen, dass ich traumatische Zustände unter der Geburt erlebt habe, die in Anwesenheit einer Hebamme nicht stattgefunden hätten. – Im Gegenteil: Meine Hebammen waren so unvorbereitet bzw. überrascht, dass ich sie tatsächlich kaum gebraucht habe.
Bei Emilian hatten wir eine Beleghebamme gebucht. Sie war eine ganz tolle Frau und tat uns sehr gut – jedoch konnte sie mir bis zum Ende nicht glauben, dass mein Kind wahrscheinlich sehr schnell kommen würde. Wir schafften es gerade so ins Krankenhaus und zu der Zeit, zu der sie sich eigentlich mit uns dort verabredet hatte, lagen wir Eltern mit dem kleinen Paket schon wieder zuhause im Bett.
Ich kann mich nicht erinnern, was sie während der Geburt gesagt oder gemacht hat.
Als Liam kam, ging es noch schneller und das Geld für eine Beleghebamme sparten wir diesmal. Ich weiß weder, wie die Hebamme im Kreissaal aussah, noch wie sie hieß… sie hatte gerade Zeit, meine Dokumente fertigzustellen und dann kam sie ans Bett, um Liam aufzufangen.
Ich weiß, dass die Hebammen bei beiden Kindern ganz wichtig für mich waren, dass sie mich vorher und nachher bestärkt und beruhigt haben, dass sie uns mit medizinischer Erfahrung zur Seite standen und den Überblick behalten haben. Gerade in der Zeit der Vorsorge und im Wochenbett brauchte ich sie.
Meine schnellen kurzen Geburten funktionierten jedoch fast von ganz allein.
Sehr gern empfehle ich euch an der Stelle den HebammenBlog von Jana. Ich liebe ihre Texte und hab beim ElternBloggerCafe am Sonntag mal ein paar Worte mit ihr gewechselt.
Heute kam nun also Frau U., die mich auch in der letzten Schwangerschaft mit Liam zuhause betreut hatte.
Ihre eigenen Kinder sind im Teenie-Alter, sie ist eine erfahrene, ruhige, kompetente Frau. Inzwischen ist sie mit einer halben Stelle im Krankenhaus angestellt – wieder das aktuelle Hebammen-Problem – aber sie sagt, vor Anrufen und Anfragen kann sie sich kaum retten.
Wir saßen am Wohnzimmertisch, tranken Tee und unterhielten uns. Die beiden Großen gackerten oben im Kinderzimmer, ich erzählte, dass es mir gut geht, dass es keine Fragen oder Probleme gibt und dass ich an manchen Tagen abends beim Ausziehen den Bauch sehe und denke: „Stimmt! Ich bin ja schwanger!“
Sie erzählte von ihren Frauen, die sie betreut. Von ganz ängstlichen Mamas, die sich kaum trauten, den Bauch anzufassen, die jeden stärkeren Tritt des Babys sofort dem Arzt meldeten und die einfach so verunsichert waren.
Ich kann das gut verstehen.
Mütter und Schwangere sind so leicht zu verunsichern!
„Mach das nicht! Du sollst doch nicht… Hast du daran gedacht? Willst du das wirklich essen?“
Natürlich möchte keine Mama ihrem Ungeborenen schaden, sondern gibt ihr Bestes. Aber das ist von aussen vielleicht nicht immer so zu erkennen und jeder, (besonders gern Personen ohne eigene Kinder), ist der Meinung, er müsste der Mama mal einen Tipp geben bzw. seine Meinung mitteilen.
Und dann gibt es die Firmen, die damit Geld verdienen, junge Eltern zu verunsichern. „Nur dieses Bett kann deinem Baby den perfekten Schlaf bescheren! Und nur dieser Hochstuhl sorgt für einen gesunden Rücken. Nur diese Milch ist wie Muttermilch. Nur diese Creme pflegt und schützt die Haut.“
Kann man es wagen, ein billigeres Produkt zu nehmen, wenn es um mein Baby geht? Darf man wirklich ein Möbelstück kaufen, ohne einen Warentest gelesen zu haben? Was ist, wenn es zu dieser Sorte keine Bewertungen im Internet gibt?
Und so weiter. Ihr wisst, was ich meine.
Ich sage nicht, dass es nicht das Beste und Größte und Teuerste für das Baby sein darf. Klar, darf es! Muss es aber nicht. Schon gar nicht, wenn ich verunsichert bin.
Auf Facebook geht (oder schaukelt) gerade ein Bett herum, dass ein Baby selbständig, mit Mamas-Bauch ähnlichen Bewegungen, in den Schlaf schukkelt, über Monitor die Nöte des Babys zu Mama und Papa schickt und überhaupt viel Geld kostet.
Echt jetzt?
Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll!
Damit das Baby sich an Geruch, Geräusche und Bewegungen der Mama erinnert, braucht es vielleicht einfach … eine Mama.
Meine Hebamme beobachtet den Verlauf der Geschichte, sie sieht, wie die Kaiserschnitt-Tendenz ansteigt, wie aus „normal“ langsam ein „unnormal“ wird, wie Maschinen und Medikamente Gefühle und Schmerzen nehmen und sie sagt: Geburt wird uns Frauen weggenommen.
Dann sagte sie:
„Es tut mir richtig gut, sich mit Ihnen mal so entspannt und normal zu unterhalten.“
Ich hab darüber nachgedacht.
Als Emilian geboren wurde, war ich ziemlich entspannt. Er war ein pflegeleichtes Baby, ließ uns schlafen und die auf Hochzeiten gehen, er trank und schlief und wuchs.
Zu Liams Zeit war unser Leben aufregend und wir zogen gerade um. Ich war nicht entspannt, weil Liam nicht entspannt war. Und Liam war nicht entspannt, weil ich nicht entspannt war. Er hatte Bauchschmerzen, schlief wenig und weinte viel. Trotzdem machte ich mich nicht verrückt, denn ich wusste, Phasen kommen und gehen und ich konnte Liams Unruhe auf meine Unruhe schließen.
Jetzt gerade bin ich tiefenentspannt!
Ich schlafe viel, die Kinder sind selbständig und einigermaßen vernünftig, ich habe Zeit für mich, ich kann abschalten und die Beine hochlegen.
Und obwohl ich eher eine ruhigere, gechilltere Mama war und bin, denke ich: Jetzt mache ich alles nochmal ganz in Ruhe! Dieses Baby möchte ich richtig genießen! Das und das und das werde ich nicht wieder so machen. Ich lasse mich nicht verunsichern. Ich lasse mir Zeit! Ich höre auf meinen Bauch!
Und ich frage mich, warum das Bauchgefühl eigentlich so schnell überhört und ignoriert wird. Frau U. bedauert, dass werdende Mamas keinen Mut mehr haben, auf sich zu hören und selbst zu spüren, was richtig ist.
Wir Frauen sind perfekt ausgestattet und vorbereitet – und das ist nicht einfach so passiert oder „dank der Natur“ entstanden. Als ich mit 24 Jahren zum ersten Mal Mama wurde, war ich schwer davon beeindruckt, wie sehr mein Körper wusste, was dran ist, was sich gut anfühlt und was nicht.
Es war nicht alles perfekt oder Lehrbuch-mäßig.
Emilian wurde mit einer Saugglocke geholt, weil die Nabelschnur um seinen Hals gewickelt war.
Ich habe beide Kinder je 12 Monate mit Stillhütchen gestillt, obwohl beide Hebammen sagten, davon würde die Milch weniger werden.
Emilian wurde geschoben. Liam hing in der Manduca.
Bei Emilian stand ich Nacht für Nacht am Bett, bis er eingeschlafen war. Liam schlief lange noch bei uns unten im Wohnzimmer ein und wir trugen ihn dann hoch, wenn wir ins Bett gingen.
Selbst mit beiden Fehlgeburten, einmal mit medizinischer Hilfe und einmal ohne, konnte mein Körper fast selbständig umgehen und ich konnte bald danach wieder schwanger werden.
Jedes Kind ist anders. Jede Geburt ist anders.
Unser Körper, unser Bauchgefühl kann aber damit umgehen und kann und wird uns ein Gefühl dafür geben, was dran ist. Ich sehe das als ein großes Geschenk, das wir von Gott bekommen haben.
In mir entsteht gerade ein Mensch!
Manchmal finde ich das so unglaublich, dass es gruselig ist. Wie kann ich da nicht an ein Wunder glauben? Da wächst was – und dennoch geht mein Leben fast normal weiter. Ich muss keinen Zaubertrank trinken, nicht an Geräte angeschlossen sein – einfach so wächst da was in mir.
Mein Körper hat alles, was ich und dieses Menschlein brauchen, um klarzukommen – und auch über die Geburt hinaus.
Ich möchte alle jungen und werdenden Mamas ermutigen, auf sich, auf das Gefühl innen drin zu hören!
Wenn es sich für euch gut anfühlt, …
… Erdbeeren und saure Gurken zu essen…
… in der Schwangerschaft Rad zu fahren…
… das Baby zuhause zu entbinden…
… nicht im 6. Monat mit dem ersten Brei anzufangen…
… das Baby mit in eurem Bett schlafen zu lassen…
… was auch immer …
Egal!
Egal, was andere sagen und gelernt haben und denken und wissen: Wenn es dir und deinem Baby gut geht, dann ist es gut so!
Ich wünsche uns, dass wir die Weisheit und den Überblick unserer Hebammen wieder schätzen lernen.
Ich wünsche uns, dass wir uns von erfahrenen Frauen wieder zeigen lassen, wie sich ein Bauchgefühl anhört und welche Schätze unser Körper vorbereitet.
Ich wünsche uns Entspanntheit und Klarheit, auf uns und unser Baby zu achten, auch wenn der Rest der Welt es besser weiß.
***
Damit das auch gesagt ist:
1. Ich weiß, dass es Momente gibt, in denen wir wirklich sicher sind, dass eine Mama ihrem Baby schadet, weil sie…
Mit viel Sensibilität und Feingefühl können wir natürlich nachfragen und Dinge ansprechen, die uns auffallen. Wir können andere mit unserem Bauchgefühl anstecken oder unterstützen, wenn es angebracht ist.
2. Es gibt natürlich auch Hebammen, die ganz fürchterlichen Schaden anrichten, weil sie… überfordert sind, von der alten Schule sind, wenig Erfahrung haben, schlechte Laune haben, was auch immer.
Ich weiß, dass einige Hebammen Müttern weh tun, dass sie sie überstimmen, dass sie ihnen nicht zutrauen, auf ihr Bauchgefühl zu hören, dass sie neue Mamas unterschätzen und belächeln.
Diese Frauen gibt es auch.
Aber ihr wisst, um was es mir geht.
Meine Hebamme sagte heute:
Früher wurden naive, unbesorgte Mamas schnell belächelt, als Dummchen bezeichnet.
Heute wünscht sie sich, dass Frauen wieder mehr naiv an Schwangerschaft und Geburt herangehen.
„Es wird schon gut werden.“
„So viele Frauen vor mir haben das geschafft, dann schaffe ich das auch!“
In diesem Sinne:
Du bist die Mama.
Du bist die Heldin.
Es wird schon alles gut!