Alltag mit Schulkind und Babybauch

Jetzt kurz vor den Herbstferien würde ich sagen, dass wir inzwischen richtige Schuleltern geworden sind. Unser Alltag läuft rund (meiner erst!), die Abläufe funktionieren und es geht uns sehr gut.

An jedem Morgen klingelt mein Wecker um 6:00 Uhr und so irgendwann zwischen 6:00 Uhr und 6:30 Uhr stehe ich auf. Ich schaffe es nicht annähernd, abends rechtzeitig im Bett zu sein, aber ich schaffe es irgendwie, pünktlich aufzustehen.
Fast immer wecke ich Emilian, wenn ich mich fertig gemacht habe und fast immer wird Liam mit wach. Aber beide sind dann auch sofort da – keine Morgenmuffel wie ihre Mama, sondern gleich zu allen Taten bereit.

Die Jungs frühstücken leise und ich packe Emilians Brotbox. Ich versuche, den Kindern beizubringen, dass sie sich zuerst anziehen sollen und dann später spielen können, wenn noch Zeit ist. Meist ist sogar noch Zeit und ich bin sehr froh, dass wir die Morgenstunden in Ruhe und guter Laune verbringen können. Das ist mir sehr wichtig, denn wir alle brauchen einen guten Start in den Tag.

Gegen 7:30 Uhr gehe ich mit Emilian aus dem Haus. Liam spielt und singt dann noch ’ne Runde im Kinderzimmer. Ein einziges Mal bis jetzt habe ich Emilian mit dem Auto gebracht… Die Straßen waren so voll, uns wurde nicht warm auf den paar Metern und schneller waren wir auch nicht. Also schiebe ich mein Fahrrad, die Schultasche steht im Korb und Emilian sitzt auf meinem Sattel. Wir reden und lachen, treffen Schulfreunde und beobachten Baustellen.

Ich mag diese Zeit sehr, die ich mit beiden Jungs allein habe. Und gerade für Emilian ist es wichtig, dass wir in guter Stimmung in der Schule ankommen.

Ich denke, Schule ist genau das Richtige für ihn.
Er ist einer von vielen im gleichen Alter. Er kommt gut mit, er sucht sich Freundschaften aus und er macht seine Sache gut.
In meiner Erinnerung war ich die ersten Jahre in der Schule ein kleines piepsiges Mäuschen. Auch ich war das erste Schulkind in der Familie. Ich weiß nicht, ob und wann ich mich getraut habe, mich zu melden. Schule war laut und wild. Glaube ich.
Aber Emilian redet mit und diskutiert und ich erfahre viele interessante Kleinigkeiten, die mich sehr stolz machen. Ich sehe, wie ihn die anderen Kinder begrüßen, wenn er kommt. Ich höre, von welchen Mitschülern er sich bereits wieder zurückzieht. Ich staune, dass er alle Namen schon kennt. Er ist ein großer Junge geworden.

Die Zahlen 1, 2 und 3 schreibt er sauberer als die Buchstaben. Er hat das L, das O und das A gelernt. Bald kommt das M. Neu sind für ihn die kleinen Buchstaben. An den Linien im Heft versucht er, sich zu orientieren. Ganz klar und hell singt er „Hejo, spann‘ den Wagen an“ – das haben sie in Musik gelernt. Von jeder Sportstunde bringt er ein neues Spiel mit. Die Mathelehrerin scheint sehr laut und streng zu sein, das nervt ihn – aber sie meint die anderen Kinder, sagt er und kann davon Abstand halten. Er arbeitet schnell und die Hausaufgaben sind oft nur ein Beenden.

Ein paar Eltern verabschieden sich am Schulzaun oder kommen morgens schon gar nicht mehr mit. Dann gibt es auf dem Hof eine „Trenn-Stelle“, andere geben die Kinder am Klassenzimmer ab oder kommen noch mit zum Tisch. Wir arbeiten uns langsam „rückwärts vor“ und obwohl der Moment der Trennung noch ein bißchen schwer ist, weiß ich, dass es ihm gut geht und dass er sich auf jeden neuen Tag freut. Er kennt zu jedem Wochentag die Fächer, die auf ihn warten, er rollt hier die Augen und da kommt ein „Yeah!!“ und wenn ich ihn abhole, ist er munter und fröhlich und ist jedesmal wieder ein Stück größer geworden.

Gegen 8:10 Uhr komme ich nachhause, sehe Liam spielen und freue mich, dass er seine Zeit genießt und noch richtig Kind ist. Es muss jede Menge spannender Welten in seinem kleinen Kopf geben!
Auf dem Weg in den Kindergarten plappert er vor sich hin und wir beide genießen wieder die Zweisamkeit.
Nach einem Jahr hat er einen festen Platz in der Gruppe und er gehört dazu. Als eines der älteren Kinder kennt er die Abläufe gut, er ist hilfsbereit und aufmerksam.

Wenn ich Emilians Erzieherinnen sehe, winken wir uns, sie freuen sich zu hören, dass es ihm gut geht und bestellen Grüße an den Großen.
Noch vor 9:00 Uhr bin ich wieder zuhause. Der Mann ist dann wach und fertig und zusammen frühstücken wir.

Ich liebe die freien Vormittage und ich liebe die Ruhe, die ich dann habe. Manchmal lege ich einfach die Beine hoch, die nach den vier Wegen am Morgen schon müde sind. Manchmal schlafe ich, manchmal höre ich Musik, ich schreibe, mache Wäsche, räume das Kinderzimmer auf und habe einfach Zeit. Das ist ein Schatz!

Gestern haben wir ein Auto voll Zeug zum Rumpelbasar gebracht. Kleidung, Küchenzeug, Bücher, Spielzeug, Kuscheltiere… Weg! Ich habe Herbst-Deko auf dem Dachboden gesucht und viele Baby-Utensilien gefunden, auf die ich mich jetzt freue.
Manchmal merke ich gar nicht, dass meine Un-Lieblings-Jahreszeit begonnen hat. Entweder, weil unser Alltag so ruhig und entspannt ist, oder weil Vorfreude die Zeit vergehen lässt oder weil ich wirklich Zeit zum Leben habe.

Die Wege am Mittag von Kita und Schule nachhause dauern länger, weil wir mehr geschafft sind, weil es viel zum Reden gibt und weil wir Zeit haben, Kastanien oder Pokémon zu sammeln. Manchmal holt mein Mann ein Kind oder beide ab, weil sie gleichzeitig fertig sind.

Wir essen manchmal ein Mittagessen, den richtigen Plan dafür haben wir noch nicht. Und dann brauchen die Jungs erstmal sich und Ruhe. Ich bin so froh, dass das so ist. Sie erzählen, sie albern und machen Quatsch (glücklicherweise nicht so richtigen Quatsch), sie bauen Landschaften, hören ein Hörspiel oder rennen durch den Garten. Wenn sie einzeln ihre Pause brauchen, dann sortieren sie sich eben auseinander, aber lange dauert das nicht.

Ich weiß nicht, wie sehr ich mich da in Wunschträumen verliere – aber ich finde, die ruhigen Vormittage und die freien Nachmittage sind perfekt für ein drittes Kind. Was kann denn Schlimmes passieren?
(Okay, ich weiß, was alles passieren kann, das war keine echte Frage. Aber im Vergleich zum Winter 2011/2012, als ich hochschwanger in einem neuen Haus war und 24 Stunden lang ein Kleinkind in Windeln um mich hatte… im Vergleich dazu ist das ja jetzt gar nichts!)

Meine App sagt mir, dass das Beebi in 100 Tagen kommt.
Ich habe das Gefühl, dass mein Bauch grad kaum wächst und wenn ich ordentlich laufe (langsam und gerade und aber nicht wie ein schwangerer Pinguin), dann geht es mir sehr gut. Das Beebi strampelt mal, wenn ich mich zu lange nicht bewegt habe. Ich kann allein meine Schuhe anziehen, der Mantel geht noch zu und das ist wahrscheinlich das Ende der beiden angenehmeren Trimester… Aber wir werden sehen.

Immer mal wieder frage ich mich, ob es gut ist, dass wir mit unseren Jungs am Nachmittag keinen Musikunterricht/Sportkurs/Kindertreff besuchen. Aber dann liege ich auf der Couch, habe zum Kaffee Besuch von einer Freundin und denke: Es ist gut so.

Natürlich haben wir uns nicht einfach aus Faulheit dazu entschieden, auch wenn ich diese Tatsache gerade sehr genieße. Auch die Finanzen, unsere Nähe zu Freunden und Kirche und die „Freiheit“ für unsere Kinder haben zur Entscheidung beigetragen.
Wir finden, unsere Jungs sind vielseitig und unterschiedlich begabt und interessiert. Wir lesen und singen und lernen zusammen. Beide Kinder können gut und sicher im Straßenverkehr laufen und Rad fahren. Wir verabreden uns mit Freunden, besuchen Parks oder Spielplätze, wir kochen und backen zusammen, wir gehen einkaufen, harken Blätter, versorgen die Pflanzen und sind eine glückliche Familie.

Die AGs in der Schule und die Schwimm- und Kletterkurse am Nachmittag werden kommen und die Verabredungen ohne Mama und Papa auch.
Aber jetzt überschütten wir uns mit Ruhe und Geborgenheit, Sicherheit und Liebe, Büchereibüchern und der Sendung mit der Maus. Und unsere Jungs sind zu dem geworden, was sie sind, weil das so ist.

3. Oktober mit der Familie in Potsdam

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