Der erste Laternenumzug, den wir 2013 in der Kita mitgemacht haben, blieb mir irgendwie als stressig in Erinnerung.
Liam konnte gerade laufen, Emilian war noch sehr neu im Kindergarten. Am Ende hatte ich eisige Hände, mit denen ich Emilian zog, den Kinderwagen schob und die Laterne hielt. Gesungen habe ich dann nicht mehr.
In Amerika haben wir uns selbst einen Laternenumzug ausgedacht und Freunde eingeladen, weil weder St. Martin noch die Lieder natürlich bekannt waren. Nichtmal Laternen oder Bastelsätze konnten wir kaufen.
Ich freute mich deswegen so auf den Umzug in diesem Jahr, weil meine Kinder mit ihren Füßen laufen und mit ihren Händen die Laternen tragen könnten. Dachte ich..
Liams Gruppe hatte Laternen gebastelt und ich hatte schon vor einigen Tagen Laternenstäbe für die Jungs gekauft. Die Zeiten der Kerzen sind vorbei. Sobald die Batterien drin waren, blinkte und strahlte es und die Kinder konnten den Tag kaum abwarten. Als ich die Jungs am Mittwoch Morgen brachte, gab ich schon zwei Packungen Saft mit ab. Zuhause müsste ich noch Muffins backen, meinen Text für den Eheabend vorbereiten, der wöchentlich in unserem Wohnzimmer stattfindet und den Tisch eben für 11 Leute decken und dekorieren.
Als ich beim Verabschieden die Tür von Emilians Gruppenraum zuzog, las ich auf einem Infozettel: „Bitte bringen Sie am Mittwoch Leuchtstab und Laterne mit.“
Schock.
Ich hatte auf dem Weg schon sowas wie „Ich bin mal gespannt, wie meine Laterne aussieht.“ von Emilian gehört, aber nicht weiter drüber nachgedacht. Ich hatte keine Zeit, keine Ideen und keinen Fitzel Transparentpapier im Haus…
Schon auf dem Weg nachhause wühlte ich mich hektisch durch Pinterest (Ich liebe Pinterest!) und sah wunderschöne Ideen, für die ich aber Geld, Zeit UND Transparentpapier gebraucht hätte. Ich sagte mir immer wieder, dass der Umzug höchstens 15 min. dauern und dass ich mich deswegen jetzt nicht in Unkosten stürzen müsse. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach eine zu kaufen, aber in Zeiten von Pinterest würde mein armes Kind sicher weit und breit das einzige mit einer gekauften Laterne sein – und das wollte ich ihm nicht antun.
Während ich zuhause weiter nach Ideen suchte, schaffte ich schon, die Muffins zu backen und ein wenig an meinem Text zu schreiben.
Pinterest schlug immer wieder irgendwas mit „Tetrapak“ vor und so holte ich eine 2l Saftpackung aus dem Müll , wusch sie aus und beklebte sie. Ich schnitt Fenster und Türen rein und klebte die Öffnungen (wie kreativ!) mit Tesafilm zu.
Der Mann sollte inzwischen Liam abholen, kam aber mit beiden Kindern zurück. Sie staunten über die wunderschöne Laterne. Emilian ergänzte noch ein paar Aufkleber und Liam brach in Tränen aus, weil er nicht so eine tolle Laterne haben konnte. Seine Laterne war eine aufgeschnittene und mit Transparentpapier beklebte Wasserflasche. Recycling ist alles!
Danke an meine Facebook-Leser für eure guten Tipps!
Ich schaffte es, den Tisch zu decken, meine Haare zu waschen und dann zogen wir zu dritt los in Richtung Kita.
Das Laternenfest in der Kita begann gegen 15:30 Uhr. Die Gruppen, die teilnehmen (das sind nämlich nicht alle), treffen sich in den Räumen oder auf dem Flur und essen, trinken oder basteln überhaupt erstmal Laternen.
Liams Gruppe sollte nicht dabei sein. Eine seiner Erzieherinnen würde mit drei eigenen Kindern aus drei verschiedenen Gruppen als Mutter teilnehmen und wollte dann nicht auch noch Erzieherin sein. Verstehe ich. Ausserdem sind die Kinder in Liams Gruppe noch ziemlich neu und klein. Er aber durfte als Bruder von Emilian teilnehmen.
Als wir ankamen, saßen Kinder, Erzieher, Eltern, Großeltern, Geschwister von zwei Gruppen im Flur und es war einfach nur bunt und laut. Die Kinder sangen zwei Liedchen vor und wir stürzten uns auf das Buffett. Es gab zu wenig Platz, zu wenig Stühle, aber genug Essen. Schon zu dieser Zeit des Abends waren viele Kinder laut oder in Tränen der Müdigkeit aufgelöst oder beides, und die Eltern müde genervt oder laut gestresst oder beides.
Kurz vor 17:00 Uhr trafen wir vor der Kita auf noch mehr Kinder, Erzieher, Eltern und Geschwister. Es war inzwischen dunkel geworden und die vielen kleinen Lichter flackerten lustig um uns herum. Ich sah eine Menge gekaufter Laternen, jedoch fand Emilians Laterne von allen Seiten Bewunderung.
In weiser Vorraussicht hatte ich nur eine kleine leichte Tasche dabei – und konnte dann auch gleich Liams Laterne – und zwischendurch auch das ganze Kind- tragen. Es war dunkel, es war voll und aus Liams Sicht waren sicher nur Beine zu sehen – es wurde ihm unheimlich.
Wir liefen eine kurze Strecke, die den Kindern vertraut war. Ein paar Kinder und Eltern sangen, aber irgendwie trottete nur jeder vor sich hin und versuchte, Kind oder Kinder nicht zu verlieren.
Das Ende der Runde führte in den Kita-Garten, in dem mehrere kleine Feuerstellen vorbereitet waren. Wir stellten uns im Kreis um den Sandkasten herum und sangen mehrere Lieder. Teilweise sang man links und rechts von mir unterschiedliche Strophen, weil wir so viele waren und uns nicht alle hören konnten.
Die, die sich nicht schon heimlich unterwegs aus dem Staub gemacht hatten, verschwanden nach den Liedern und das Fest war vorbei.
Ich mochte die Stimmung, auch wenn ein Gespräch unter Eltern zu keinem Zeitpunkt richtig möglich war.
Ich mochte das Spazieren mit den Lichtern und das Singen der traditionellen Lieder, auch wenn wir die Aufmerksamkeit der Kinder längst verloren hatten.
Auf dem Weg nachhause begegnete uns ein verwirrter Fuchs und wir liefen singend (ich) und mit letzter Kraft (die Kinder) zu unserem Haus. Gegen 18:00 Uhr waren wir da und mi blieb noch eine ruhige Stunde, bevor die Ehepaare eintrafen.
Schöner als der Mond,
schöner als die Sterne
leuchtet auf Erden
meine Laterne.
Leuchtet hier draußen mit hellem Schein,
möchte wohl selber ein Sternlein sein.
Kommt dann der Mond auf die Erde nieder,
singen wir Kinder unsere Lieder,
tragen den Stab mit dem hellen Licht.
Ach, lieber Wind,
verlösch es nicht!
Hallo Marit,
kannst du ein bisschen mehr über die Eheabende erzählen und was du da genau machst?
Es interessiert mich sehr, da ich sowas auch auf dem Herzen hab. Ich werd es zwar nicht in der nächsten Zeit aus Zeitmangel umsetzen können, aber ich denke bestimmt mal in ein paar Jahren.
LG Carina
Hallo Carina, ich schreibe dir mal eine Nachricht.
Liebe Grüße von Marit