Das Wochenende ohne mich – aus Sicht des Papas:
Während Mamas Abwesenheit…
Marit war auf Missionsreise. Ihre Mission: den Bruder bei seiner Hochzeit überraschen.
Das bedeutete gleichzeitig: 4 Tage, 2 wilde Jungs und 1 Papa.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mit Spenden diese Überraschung möglich gemacht haben.
Ich gebe zu, dass ich ein bisschen gehofft hatte, es würde nicht genug Geld zusammen kommen. Aber ihr seid einfach zu freundlich. Grummel. Als Mann unterstützt man seine Frau natürlich bei waghalsigen Abenteuern und verrückten Überraschungsaktionen.
Ich war hin und her gerissen. Ob die Jungs nicht vier Tage nach Mama schreien würden? Ob ich die beiden vier Tage lang unterhalten könnte, ohne dass einer von uns davon bleibenden Schaden nehmen würde?
Aber entgegen dieser Befürchtungen kam alles ganz anders.
Um 4 Uhr Nachts brachten zwei Freunde aus der Kirche meine liebe Marit zum Flughafen, die vor Aufregung bis dahin nicht schlafen konnte.
Es war mir gestattet, für die zwei Tage vor dem Wochenende nicht ins Büro gehen zu müssen. Wie mache ich also das Beste aus der mir gegebenen Zeit mit den Jungs?
Nach einem ersten Tag mit Sushi zum Mittag (zu meiner freudigen Überraschung allseits gern gegessen) und mit Spielplatz und Pool merkte ich, dass da noch mehr geht. Ich wollte die Zeit so füllen, dass die Jungs eine spannende und besondere Zeit mit ihrem Papa erleben konnten.
Also fuhren wir am nächsten Morgen zu einem Park, in dem man mit dem Ballon fliegen kann. Die Kinder hatten so viel Spaß. Und ich erst!
Immer, wenn einer von uns etwas Tolles sah, grölte er „Zicke Zacke Zicke Zacke“ und die anderen antworteten im Chor: „Hoi Hoi Hoi“. Liam und Emilian kannten das noch vom dem WM-Endspiel, bei dem ein Chor von Männern das bei jeder möglichen Gelegenheit zum Besten gegeben hatte.
Ich war stolz auf die beiden. Zu Hause wollten sie, dass Mama von unserer Ballon-Fahrt erfährt. Einige Tage vorher hatten wir nämlich vergeblich versucht, den Park zu finden. Wir haben uns aber ständig nur verfahren und endeten auf irgendwelchen Feldern und Sackgassen.
Also durfte ich in der Mittagsruhe-Pause das Video schneiden und über Facebook an Mama senden.
Den Abend verbrachten wir wieder am Pool und auf dem Spielplatz. Das ist ein Ort, den sie inzwischen sehr gut kennen und lieben. Und ich konnte dort endlich mein Buch „Leading with a limp“ lesen und beenden, während Liam und Emilian sich körperlich verausgabten.
Zu unserem Abendritual gehört, dass die beiden einen englischen Cartoon („Curious George“) sehen dürfen. Während ich den Tisch abräumte, entdeckte George dummerweise an diesem Abend, dass gruselige Schattenbilder bei Licht gar nicht so schlimm sind… Merke: Vor dem Schlafen gehen ist es keine gute Idee, gruselige Bilder anzusehen!
Super. Ich wusste nun, dass das heute mit dem Einschlafen etwas schwieriger werden würde. Trotz den schnellen Wechsels zu einer anderen Folge, bei der George versuchte, Kühe daran zu hindern, bunte Wiesenblumen zu essen, indem er herausfindet, dass Papiermauern nicht so stabil sind, wie Holz und Stein. Wie auch immer. Es war nicht gruselig.
Im Bett kullerten dann die Tränen, denn Emilian vermisste Mama und träumte schlecht.
Wir sprachen gemeinsam über den Film. Dass viele schlechte Gedanken gar nicht sein müssen und unser Kopf uns manchmal Dinge einredet, die gar nicht da sind (wie im ersten Film). Dann erinnerten wir uns an ein Kinderlied mit einer Liedzeile: „STOP! Solche Gedanken lass ich nicht in meinen Kopf rein. Nein, nein, nein.“
Wir versuchten gemeinsam, gute Gedanken zu finden, worüber Emilian sich heute gefreut hat. Klar! Der Balloon! Das Toben, das Bibellesen, das Essen, die Süßigkeiten… Nach einem Dankgebet für die schönen Dinge verließ ich das Zimmer.
Kurz darauf lachte Emilian laut und rief mir zu, dass er Mama ein Bild malen will. Sie sitzt darin auf einem Flugzeug und sagt „Huch“, während Emilian mit einem Ballon an ihr vorbeifliegt.
Ich konnte ihn überreden, mit dem Malen bis zum nächsten Morgen zu warten. Und ich versprach, später mit den Jungs im gleichen Zimmer zu schlafen. Dann war Ruhe und alle waren zufrieden.
Samstag morgens ist bei uns Pancake-Samstag. Nur Mama war nicht da. Und mit ihr das Rezept. Also gingen wir zu IHOP (International House of Pancake). Das ist einer der ungesündesten Läden Amerikas. Aber ohne Mama kann man das ja mal heimlich machen.
Wir teilten uns zwei Bestellungen: Erdbeer-Bananen-French-Toast und ein Funny Face Pancake. Der Laden war brechend voll. Wir mussten etwa 5 Minuten auf Bänken im Vorraum warten, bis uns ein Platz zugewiesen werden konnte.
Den Kindern hat es aber sehr gefallen und geschmeckt – besonders toll fanden sie das Experimentieren mit den verschiedenen Sirup-Kannen auf unserem Tisch.
Als wir IHOP verließen, war die Warteschlange gewachsen: Die Leute standen hintereinander bis weit auf den Parkplatz. Du armes Amerika.
Wir ließen uns nicht beirren und steuerten heraus aus IHOP direkt gegenüber zu ToysR’Us. Der perfekte Ort, den Zuckerschock auszukurieren. Hier konnten Emilian und Liam Spielsachen ausprobieren. Und das taten sie auch mit voller Hingabe.
Ich bin sehr stolz, dass wir den Laden verlassen konnten, ohne etwas zu kaufen. Wie ich das angestellt habe, bleibt mein Geheimnis.
Zum Mittagessen machte ich Pommes mit Fischstäbchen und Gemüse. Emilian und Liam aßen das Gemüse und die Fischstäbchen, als gäbe es kein Morgen. Ein paar Pommes blieben übrig. Mit diesem Ergebnis konnte ich gut leben. Der ungesunde Morgen war ausgeglichen.
Nach der Mittagsruhe ging es wieder zum Spielplatz. Dort sahen wir, dass am Abend wieder eine „Movie-Night“ auf der großen Wiese angeboten wurde. Das kannten wir bereits. Ich wusste, dass es dort sehr voll wird, der Abend lang geht und der Film und nicht unbedingt die beste Wahl für Emilian und Liam sein muss.
Die Jungs spielten, bis die Leinwand aufgebaut war und die Leute sich mit Knabberzeug eingedeckt hatten. Das gab’s dort gratis.
Für Familien mit größeren Kindern finde ich solche Nachbarschafts-Ereignisse übrigens genial! Eine Erfindung, die man ruhig nach Deutschland importieren kann. An diesem Tag wollte ich aber keinen unnötigen Stress und ich versprach den Kindern eine „Movie-Night“ bei uns zu Hause.
Mit gratis Popcorn und Zuckerwatte von der Wiese machten wir uns auf den Heimweg.
Schnell noch ein halbwegs gesundes Abendbrot. Dann die Jungs auf dem Sofa platziert, ein großes Handtuch gegen Krümel untergelegt, und Curious George in doppelter Länge eingeschaltet. Wir haben gemeinsam viel gelacht und unsere Süßigkeiten genossen.
Am nächsten Tag würde Mama wieder da sein, deshalb war das also nochmal die Chance, einen „besonderen“ Abend zu verbringen. Die Kinder durften länger aufbleiben. Irgendwann haben beide Jungs von sich aus ihre Schlafsachen gesucht und sind Zähneputzen gegangen. Ohne Aufforderung. Genial!
Am Sonntag konnten wir länger schlafen, weil wir immer zum 11 Uhr Gottesdienst gehen. Emilian ging in seine Turtle-Group und ich genoss mit Liam einen tollen Gottesdienst, in dem alle Besucher die Geschichte von den drei Männern im Feuerofen gemeinsam spielten. Die anschließende Predigt war auch sehr gut!
Dann waren wir sehr aufgeregt, weil wir Mama bald vom Flughafen abholen konnten. Immer wieder konnten wir im Internet verfolgen, wo sie gerade war.
Und Marit berichtete uns von ihren Sicherheits- und Zoll-Abenteuern mit Kurznachrichten.
Nach der Mittagspause stellte ich aber fest, dass der Wohnung eine kleine Putz-Einheit nicht schaden würden. Also räumten wir auf. Für unseren Geschmack war es schön sauber.
Emilian hatte Mama ein Willkommensgruß geschrieben und legte sein Flugzeug-Ballon-Bild bereit. Dann ging es los zum Flughafen, um Mama abzuholen.
Ein freudiges Wiedersehen war das für alle! Marit war sehr müde und hungrig. Also fuhren wir noch zu unserem Lieblings-In-N-Out-Burger Fastfood Restaurant. Der schreibt Bibelstellen auf die Verpackungen. Also muss man da ganz oft hingehen. Höhö.
Zu Hause angekommen freute sich Marit über Emilians Begrüßungsschreiben und das Bild. Sie verteilte mitgebrachte Geschenke von den Omas aus Deutschland. Alle waren froh und schliefen nach einem etwas chaotischen Abend glücklich ein.
Am nächsten Morgen stellte Marit allerdings fest, dass es ganz schön unordentlich in der Wohnung aussieht. Und ich war froh, dass wir vorher wenigstens unsere Schmerzensgrenze von Unordnung wieder unterschritten hatten.
Ich bin sehr dankbar für Erlebnisse der letzten Tage.. für all’ den Spaß mit meinen Söhnen. Ich bin so stolz auf sie! Doch nach vier Tagen hat sich die biblische Wahrheit erfüllt, dass es nicht gut ist, wenn der Mann allein ist.
Und ich bin froh, meine Marit wiederzuhaben.