Ich war tatsächlich der Meinung, mit Emilian können wir die Trotzphase auslassen. Vielleicht denken das alle Eltern, aber wenn es ein Kind gibt, dem man das zutraut, dann ist das Emilian… Es hat nicht geklappt.
Mit dem 1. Dezember ist er irgendwie anders – und sollte es mit dem Adventskalender zu tun haben, kann ich mir den Zusammenhang nicht erklären. Er nutzt seine Redegewalt voll aus, wird mal lauter, wenn es ihm nicht passt, sagt „Mama, ruhig!“ oder „Mama, was sollte das eben?“ und noch andere Sätze, die er von uns gelernt hat. Mit Logik und Diskussion kommen wir da nicht weit –
er widerspricht sich ja selbst! Manchmal geht es ihm einfach nur darum, „Nein“ zu sagen oder das letzte Wort zu haben. Gestern waren wir spazieren und sahen schöne Weihnachtsbeleuchtungen. Ich sagte: „Oh guck mal, Emilian. Ich finde das schön.“ Und er: „Nein, Emilian findet das nicht schön.“ Dann gingen wir weiter. „Aber Mama, ich wollte doch das angucken!“
Immer wieder sagt er: „Ich wollte doch…“
Als Erzieherin habe ich mich über solche Dialoge amüsiert:
„Kind, möchtest du einen Keks?“
„Nein!“
„Soll ich ihn weglegen?“
„Nein!!“
Aber wenn es das eigene Kind ist… Er braucht Geduld, Liebe, Aufmerksamkeit, Belohnungen, Spaß und Abwechslung, das kriege ich hin und dann sind die kleinen Trotzphasen auch schnell wieder vorbei. Manchmal gibt es Tränen, dann jammert er nach dem Nuckel.. Aber das ist jetzt so und wir müssen das jetzt durchziehen. Der Adventszauber macht es ein bißchen leichter – das Wetter nicht. Und so, wie er seine Wörter zum Trotzen nutzen kann, so kann er auch immer besser spielen und sich mitteilen. Als ich vor ein paar Tagen alleine einkaufen war und wieder kam, umarmte er mich und sagte: „Du hast mich lieb!“
(Das sagte er übrigens auch, als ich ihm erklärte, wie traurig es mich macht, wenn er nicht hört.. „Du hast mich lieb!“ Ja ja..)
Ein paar schöne Sprüche habe ich noch aufgeschrieben:
Wir stehen am Fenster und beobachten lange ein Eichhörnchen.
Ich frage ihn: Na, magst du Eichhörnchen?“ Und er sagt: „Mama, ich liebe Eichhörnchen. Ich liebe! – Mama, magst du auch liebe Eichhörnchen?“
Dann wieder sein morgendliches Rufen aus dem Bett:
„Mama, ich hab den Schlafsack alleine ausgezieht.“
„Mama, ich zitter!“
„Mama, ich finde den anderen Socken nicht…“
„Mama, ich warte auf mich.“
„Mama, ich hab einen Handschuh an. Komm mal ganz schnell her!“
(Das war die Socke)
Wenn er merkt, dass ich Musik oder einen Film anmachen will, beginnt er sofort, irgendwelche Wünsche abzugeben. Manchmal kann ich ihm helfen, aber manchmal verstehe ich überhaupt nicht, was er meint. Und dann spiele ich das Lied, das er will und er sagt: „Nein!! Ich wollte doch…“
In der letzten Woche war das so. Mehrmals erzählte er was von irgendeinem Raben, der irgendwo wohnt und ich konnte mich überhaupt nicht an so ein Lied oder an so einen Film erinnern. Aber er war hartnäckig und als er dann sagte: „Der Film mit dem Raben, wer wohnt in der Flasche..“, fiel es mir plötzlich ein!
Das war ein kurzer Clip, den wir mit Freunden angeguckt haben. Hier ist er:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=XJw0vKIvAgo
Als er sich eine Mandarine schälen wollte, legte er die Schalen auf den Tisch. Ich suchte irgendwas für den Müll und sagte: „Nein, warte mal, der Müll kommt….“
Da ergänzte er: „…woanders hin.“
Emilian liebt es auch, sich sein Kuscheltuch als Piratenmütze oder als Babytrage oder als sonstwas umbinden zu lassen. Und so hielt er sich das Tuch wie ein Kleid vor den Bauch und sagte: „Guck mal, ich bin eine Tante!“
Vorgestern ließ er sich auf mein Bett fallen und sagte: „Ich bin tot.“
Dann stand er auf und sagte ganz nett: „Ich bin wieder lieb.“
Als er vor ein paar Tagen vom Mittagsschlaf aufwachte, bat ich ihn, noch leise zu sein, weil Liam im Zimmer nebenan schlief. Dann irgendwann hörten wir Liams Stimme und Emilian wies mich darauf hin und sagte: „Klingt sich wie Liam an!“
An einem Abend saß ich einfach nur mit beiden Jungs im Kinderzimmer und sah Emilian beim Spielen zu. Er war gut drauf, ich saß neben ihm und er spielte mit einer Bahn auf dem Autoteppich. Ich versuchte, ihm die Bilder auf dem Teppich zu erklären, aber konnte manches nicht erkennen. Als er dann mit der Bahn in einen aufgemalten Ententeich fuhr, sagte ich, dass die Bahn jetzt gerade nass wird.
Und er: „Die müssen auskühlen bei den Enten, weil die lange gefahren sind.“
Na dann…
Er sagte letztens: „Mama, mein Mann tut weh.“
Was er damit meinte, habe ich nicht herausgefunden…
Liam ist auch noch da.
Er scheint mir ein ungeduldiges Kerlchen zu sein und er leidet oft unter Zahnschmerzen. Aber er lernt, sich fortzubewegen. Er kann sich drehen und er schiebt sich rückwärts über das Parkett. So kommt er zwar oft nicht dahin, wo er hin wollte – aber er kommt vorwärts.. oder rückwärts. Manchmal liegt er dann unter der Heizung oder unter dem großen Esstisch, freut sich über irgendwelche Krümel und plappert froh vor sich hin. Er isst gut, er schläft besser, er liebt das Versteck-Spiel und er guckt fasziniert zu, wenn Emilian um ihn herum spielt.
Eigentlich ist es doch ganz schön bei uns.. wenn beide Jungs satt und glücklich sind. Jetzt schlafen sie.. Mal sehen, wie der Nachmittag wird.