05. Juli 2019
Am 5. eines Monats möchte ich euch erzählen, was ich eigentlich so den ganzen Tag gemacht habe.
Falls jemand fragt:
„Was macht du eigentlich den ganzen Tag?“
WMDEDGT?
Bei uns ist gerade sowas wie Ausnahmezustand.
Sommerferien.
Wir schauen kaum auf die Uhr und schon gar nicht wissen wir, welcher Wochentag heute ist.
Noch dazu kommt, dass mein Mann gerade für 10 Tage alleine unterwegs ist. Ganz allein. Mit sich und seinen Gedanken, Ideen und mit Gott. Unser „Arbeitsjahr“ in der Kirche endet sozusagen vor den Sommerferien und beginnt nach den Sommerferien – also nutzt er diese Zeit, um zur Ruhe zu kommen, sich zu sammeln, das neue Jahr im Kopf und im Herzen vorzubereiten. Sozusagen.
Er erzählte mir vor ein paar Wochen von dieser Idee und anfangs fand ich es mutig, fast verrückt, so lange allein unterwegs zu sein. Schade auch, dass wir dadurch so viel Familienzeit verpassen – aber auch bewunderte ich ihn für diesen klaren Schritt.
Als er dann weg war… fiel mir auf (Ziemlich spät. Ich weiß.), dass ich ja im Umkehrschluss 10 Tage allein mit den Kindern sein würde. Mit allen dreien. Tag und Nacht. Und in den Ferien. Und jetzt bewundere ich mich auch.
Es hört sich aber erstmal schlimmer an, als es ist. Wir haben eben Ferien und gehen sehr entspannt durch die Tage. Aber an meiner Stimme und an meinen Nerven merke ich eben doch, dass ich grad mehrere Rollen spiele.
Zu unserem Tag:
Die Zeiten haben sich etwas verschoben und so knipse ich weit nach Mitternacht das Licht aus. Ich lese gerade „Dann mach ich eben Schluss“ (Werbelink) von einer lieben Freundin Christine Fehér und das Buch ist ganz schön und ganz traurig zugleich und ich kann es nicht mehr weglegen.
Das Gute an diesen alleinerziehend-Tagen ist: Ich schlafe tief und fest! Der Kleinste ruft irgendwann und braucht neues Wasser in der Flasche. Gegen 6:00 Uhr steht er an meinem Bett. Ich bin sofort wach, weil er sich neuerdings gerne die Windel auszieht und dann plötzlich so da steht – und die Windel irgendwo liegt. Aber er ist angezogen, legt sich in Papas Bett und schläft sofort weiter. Ich merke, dass er Papa vermisst, aber ich merke auch, dass der lockere, freie Alltag ihm gut tut. Er lernt neue Wörter, er ist so witzig, rennt meist nur in Windel (oder eben ohne) herum und lebt seinen glücklichen Kindheits-Sommer.
Um 8:00 Uhr kommt der Große und fragt, ob er an seinem Handy spielen darf. Ich hatte die Kinder gebeten, nicht vor 8 Uhr aus dem Bett zu kommen – hat geklappt. Ich schlafe mit Jari nochmal bis nach 9:00 Uhr, dann stehen wir auf.
Einen festen Termin haben wir erst um 19:00 Uhr – also gammeln wir, was das Zeug hält. Wir frühstücken selbstgemachten Joghurt mit Apfelmus und Müsli, ich räume ein bißchen in der Küche und schreibe to-do-Listen.
Ich kann mich nicht gut strukturieren (überhaupt nicht) und an solchen Tagen hab ich die Macke, dass ich hundert Dinge gleichzeitig anfange, mich verzettele, an allen Fronten kämpfe – aber am Ende erstaunlich viel schaffe. Zwischendurch sitze ich tatsächlich auch rum und lese weiter in meinem Buch.
Und so mache ich die Waschmaschine an, bringe die Hasen in den Auslaufstall, trinke einen Kaffee, wechsele eine Windel, schneide im Garten Äste aus dem Weg, ordne meine Blumentöpfe, miste den Stall aus und lasse ihn an der frischen Luft trocknen, räume eine Kramkiste mit Spielzeug auf, wische die Treppe und das Geländer, koche Nudeln und Möhren, räume Tische frei, hänge die Wäsche auf und esse mit den Kindern das Mittag.
Es tröpfelt ein bißchen und ich beeile mich mit dem Stall, damit die Hasen nicht zu nass werden. Die Kinder gucken auf Netflix eine interaktive Serie, bei der sie selbst über den Ausgang entscheiden dürfen. Ziemlich cool. Ich springe unter die Dusche, trinke noch einen Kaffee und schreibe meinem Mann eine Nachricht. Er hat das Handy aus und ist eigentlich offline – aber in dem Moment antwortet er gerade. Ich freu mich, dass wir kurz reden können. Es geht ihm gut und uns auch, schreibe ich.
Die Kinder haben unsere „Ameisen Station“ (Werbelink) rausgekramt und sind alle drei lange im Vorgarten beschäftigt. Das liebe ich an solchen Tagen… dass sie Zeit haben, auf solche Ideen zu kommen. Überhaupt gehen alle drei mit „freier Zeit“ und „Langeweile“ so unterschiedlich um. Das wäre auch mal ein eigener Blog-Eintrag…
Gegen 15:30 Uhr laufen wir los, um mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Wir kaufen bei Lidl ein, erledigen kleine Besorgungen, lassen uns treiben, spielen Pokémon Go und setzen uns auf eine Bank, um Brote zu essen, auf den Bus zu warten und das Leben zu genießen.
Am Abend wollen wir zu einem Kinder-Musical gehen, wo Freunde von uns mitspielen. Ich möchte rechtzeitig da sein, aber wir haben noch Zeit. Von den Freunden haben wir die Übungs-CD des Musicals bekommen, also kennen wir das Stück bereits. Seit Wochen freuen wir uns darauf, meine Kinder kannten die Texte sofort auswendig… aber je näher wir kommen, desto aufgeregter und unsicher werden sie. Durch die Aufregung werden sie lauter und zappeliger – ich werde nervöser und am Ende haben sie keine Lust mehr. Meine Jungs interpretieren etwas Neues, Ungewohntes gerne mit „Das macht mir Angst.“ Ich kann sie verstehen und ermutige sie, trotzdem zu gehen.
Wir sind gegen 18:00 Uhr da, fast als Erste. Wir wechseln dreimal die Plätze, bis wir schließlich auf der Empore landen. Das war eine sehr gute Idee. Die Kinder toben sich draussen noch aus, wir gehen zur Toilette und setzen uns hin. Es ist eng, Jari zappelt und ich befürchte, dass ich mit ihm zwischendurch raus gehen muss… Aber auf der Empore, direkt hinter der Scheibe in der ersten Reihe darf er ein bißchen zappeln. Die Minuten bis zum Beginn ziehen sich ewig hin und endlich geht das Licht aus und die Musik beginnt.
Wir sind so begeistert! Die Kinder sind witzig und faszinierend. Unser Freund spielt die Hauptrolle und ich kann meine Augen nicht von diesem Kerl lassen. Er nimmt seine Sache sehr ernst und spielt unglaublich gut. Wir lachen über die Schauspieler, singen mit dem Chor mit und genießen jeden Moment. Und Jari – ist beim ersten Lied eingeschlafen. Ganz lieb sitzt er auf meinem Schoß und schläft. Beim Abschluß-Applaus wird er wach und klatscht sofort mit – ist das süß!
Nach dem Konzert begrüßen wir unsere Freunde, alle treffen sich zu einem kleinen Imbiß. Es ist kurz nach 21:00 Uhr, meine Jungs haben Ohrwürmer in den Ohren und Hummeln im Hintern und so essen wir auf und suchen den Weg nach draussen. Die Kinderaugen leuchten, sie summen immer wieder die gleichen Melodien vom Musical und ich bin froh, dass wir das zusammen gemacht haben. (Sie treten nochmal auf: 6. Juli, 16:00 Uhr, Bernau, Erich-Wünsch-Halle)
Wir warten etwas auf den Bus und sind gegen 22:00 Uhr zuhause. Füße waschen. Zähne putzen. Hasen füttern. Nuckel suchen. Ab ins Bett.
Ich hänge die Wäsche ab, genieße die Ruhe, schreibe diesen Beitrag und hoffe, dass ich mein Buch in dieser Nacht fertig lesen kann!
Viel mehr WMDEDGT’s findet ihr hier!
Gute Nacht!