WMDEDGT – 2

05. Februar 2019

05. Februar – am 5. eines Monats möchte ich euch erzählen, was ich eigentlich so den ganzen Tag gemacht habe.
Falls jemand fragt:
„Was macht du eigentlich den ganzen Tag?“
WMDEDGT?

Wie gut für euch (und für mich), dass ich gerade nicht in Berlin bin.. und nicht in Deutschland.. und nicht in Europa: ICH BIN IN KENIA!

Ich muss sagen, so richtig kann ich das selbst noch nicht glauben. Das geht alles so schnell hier und ich muss mir immer wieder selbst sagen: Woah! Du bist in Afrika! Wie krass ist das denn?

5. Februar 2019

Es ist der 35. Geburtstag meines Mannes!
Wir wachen in einem kleinen Bett, in einem sehr warmen Zimmer auf, weil irgendwo ein Hahn schreit. Es ist 6:30 Uhr (4:30 Uhr in Berlin. Ab jetzt müsst ihr selbst zurück rechnen.) Sonst ist es ziemlich ruhig draussen. Wir wohnen südlich von oder in Nairobi bei einer tollen Familie.

Unsere Berliner Kirche ist Teil einer weltweiten Bewegung, die in Kenia begann und einmal im Jahr wird dort „Mitarbeiter Freizeit“ gefeiert. Und da sind wir. Wir beide mit noch zwei weiteren Mitarbeitern aus Berlin und über 100 internationalen Mitarbeitern.

Um 7:30 Uhr werden wir zum Frühstück erwartet. Wir machen uns schnell frisch, bekommen frische Melone, Kekse und Joghurt to go und fahren zu fünft, mit der Gastgeberin, die selbst Mitarbeiterin der Kirche ist, mit dem Auto los. Es ist sehr hell, die Sonne geht an jedem Tag ungefähr zur gleichen Zeit auf und unter. Und zwar 7:00 Uhr und 19:00 Uhr. Kalt ist es nicht, aber warm auch noch nicht. Sehr angenehm, dazu schön windig. Der Geruch von Afrika ist einmalig – wer ihn kennt, weiß, was ich meine. Direkt am Flughafen habe ich den Unterschied gemerkt.

Auto fahren ist krass. Also richtig krass.
Es herrscht Linksverkehr. Das stresst mich sogar als Mitfahrer und ausserdem versucht jeder von uns Deutschen immer wieder, vorne rechts einzusteigen und starrt dann kurz aufs Lenkrad, schließt die Tür wieder und geht zur anderen Seite.

Zu dem Linksverkehr, der macht, dass ständig Fahrzeuge von der anderen Seite auf uns zu kommen, laufen überall Menschen über die Straßen. Und Tiere. Über jede Straße. Wenn man überhaupt „Straße“ dazu sagen kann.. Es ist ein Abenteuer. Aber unsere Fahrerin ist sicher und meinem Magen geht es gut. Meistens.

Gegen 7:30 Uhr sind wir auf dem sehr großen Gelände der Kirche. Zum Frühstück gibt es … irgendwas leckeres, dazu Chai. Die Sonne ist unglaublich hell, sehr warm ist es immernoch nicht.

Die Mitarbeiter, die aus vielen afrikanischen Ländern kommen, begrüßen sich. „Herzlich“ würde man in Deutschland sagen. „Laut und wild“ trifft es eher. Alles ist einfach laut und wild. Fast alle kennen unseren deutschen Pastor und meinen Mann – wir beiden neuen werden so fröhlich begrüßt und sehr willkommen geheißen. Es ist einfach schön und besonders, Teil einer sehr großen Bewegung zu sein.

Wir lernen unglaublich viele Namen und Gesichter kennen, die ich jetzt weder sagen noch zuordnen könnte, aber erstaunlich viele Leute kenne ich schon aus Kalifornien oder Berlin. Ich sag ja: Alles ist verbunden.
Ich stelle mich immer wieder vor, spreche meinen Namen jedesmal etwas anders aus, aber dann heißt es doch immer: Kann ich mal sehen, wie er geschrieben wird?

Gegen 10:00 Uhr beginnt die Konferenz.
Es wird viel getanzt und gesungen und geredet und gebetet. Wir stellen uns vor, wir feiern Erfolge, wir tauschen uns aus, wir lernen – darum geht es eigentlich an den drei Tagen der Konferenz.
Wir vier sind etwas zurückhaltender. Einerseits, weil wir deutsch sind und uns das hier sehr bewusst wird, wie deutsch wir sind. Und andererseits, weil „Kirche bauen“ doch unterschiedlich in Europa und Afrika ist. Aber wir gehören dazu, wir sind ein Teil davon.

Um 11.00 Uhr gibt es … irgendwas leckeres, dazu Chai. Und frischen Saft. Es ist inzwischen sehr warm und richtig hell. Meine Güte, meine Augen sind seit Oktober an „grau“ gewöhnt.
Mein Mann führt mich übers Gelände, er war inzwischen 4-5x hier. Es ist erstaunlich, was Menschen erreichen, die groß träumen und an einen großen Gott glauben!

Gegen 14:00 Uhr gibt es Mittag. Es war lecker – vielleicht sollte ich mal aufschreiben, was wir gegessen haben. Wir sitzen immer mal mit anderen zusammen, immer ein bißchen mehr in der Sonne, als die Afrikaner. Sie haben am Morgen tatsächlich gefroren und erstarren fast beim Zuhören, wenn wir von unseren 0 Grad erzählen. Aber es ist lustig. Die Gespräche sind sehr wertschätzend, ermutigend und meistens lustig.
Es gibt Momente, in denen ich mich lieber zurück ziehen und in die Sonne setzen würde – aber dann merke ich, dass es doch gut klappt, sich auf englisch zu unterhalten und dass die Menschen hier tatsächlich auch von uns lernen möchten.

Uns Deutschen fehlen 2 Stunden Schlaf und als die Konferenz kurz nach 16:00 Uhr beendet wird und es bis dahin keinen Kaffee gibt, fällt es uns echt schwer, fit zu bleiben. Wir sprechen kurz mit unserer Fahrerin und entscheiden, in ein Café und in einen Supermarkt zu gehen.
Diesmal wird mir ziemlich schlecht beim Auto fahren – der Feierabendverkehr ist krass, und es gibt niemand, der sich an sowas wie „Regeln“ hält. Aber ich schlafe ein bißchen und es wird besser.

Im Café entspannen wir, trinken kenianischen Gewürz-Latte Macchiato und Obst-Shakes – ich beobachte das Leben um mich herum und staune, dass ich hier sein darf. Wir beobachten den Sonnenuntergang und machen uns auf den Weg nachhause, nachdem wir im Supermarkt ein paar Gewürze, Kaffee, Tee und kenianisches Bier gekauft haben.

Auf dem Weg halten wir an, um am Straßenrand frische Mangos zu kaufen. Es ist dunkel, angenehm warm und zum ersten Mal laufen wir tatsächlich ein paar Schritte. Ich fühle mich komisch als Weiße und versuche, zu lächeln und halte meine Tasche etwas fester.

Zuhause gibt es Mango und Melone, Wasser und Saft. Wir werden so gut versorgt. Unsere Hausmama schenkt mir ihre Haarspange, weil sie inzwischen sehr kurze Haare hat.
Ich gehe duschen und danach skypen wir kurz mit den Kindern. Der Große spielt am Klavier „Happy Birthday“ für Papa – aber dann wird das Heinweh zu groß. Der Kleine hopst und tanzt und lacht und macht Quatsch – ich weiß nicht, ob er verstanden hat, dass wir da irgendwo im Handy sind.

Wir essen ein sehr gutes Abendbrot mit der Familie und die Männer bleiben vorm Fernseher hängen. Um Fußball zu gucken, muss man nicht eine Sprache sprechen.

Wahrscheinlich werde ich mir noch etwas Obst holen und noch auf Moskito-Jagd gehen, obwohl uns versichert wurde, dass die Mücken hier keine Krankheiten übertragen. Aber mit deutschen Mücken schlafe ich auch nicht gern in einem Zimmer.

Wir haben bis Samstag Abend noch so viele Pläne. Jeder lädt uns zum Essen ein, möchte für uns kochen. Wir möchten auf den Markt und vielleicht auf Safari. Es wird schnell gehen. Und immer wieder sage ich mir: Mensch, du bist tatsächlich in Afrika!

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