Zwischen Kopf und Herz…

16. Juli 2024

Unser ruhiger Sommer sieht innerlich ganz anders aus, als äußerlich.
Ein bißchen froh bin ich, dass ich nichts packen muss und nicht verreise. Aber da spricht mein hochschwangeres, unbewegliches Ich.

Die Krankenhaustasche ist einigermaßen gepackt – ich habe sie bei den letzten Geburten immer ungeöffnet wieder mit nachhause genommen.

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Nach außen hin haben wir so wenig Termine, wie noch nie.
Beim Großen gab es kein Sommerfest oder Abschiedsfest. Wir sind sowieso überraschend selten als Eltern in der Oberschule. Das hätte ich nicht gedacht.
Die beide Grundschüler haben ein Sommerfest gemeinsam, als ganze Schule gefeiert. Beim Mittleren gab es einen feierlichen Abschied, weil die Klasse die Grundschule nun verlässt. Und morgen gibt es zur Zeugnisausgabe dann auch eine Einladung für die Eltern.

Noch einen Gottesdienst gibt es vor der langen Sommerpause und auch dort fanden wenig Extra-Veranstaltungen statt. Es ist wunderbar ruhig. Und ich habe einen wunderbar ruhigen Alltag mit wenig Verabredungen, Terminen oder Aufgaben. Zum letzten Mittagessen in der Kirche habe ich sogar Kekse gekauft – statt gebacken. Das hat sich sehr komisch und falsch angefühlt… aber das war der Sonntag, nachdem der Mann 3 Tage verreist war und ich konnte einfach nicht mehr.

Das Baby ist weiter sehr beweglich, es wird eng im Bauch und teilweise unangenehm für mich. Der Bauch und das Baby sind wohl verhältnismäßig klein, sagt die Ärztin. Aber ich merke, dass ein Ende in Sicht ist und freue mich auf alle Befindlichkeiten, die augenblicklich mit der Geburt überstanden sind. An die neuen Wehwehchen, die dann kommen, denke ich gerade nicht. Meine Cousine hat ihr Baby bekommen, das ist Urenkel Nummer 22 für meine Oma… und ich weiß: Jetzt bin ich dran mit Nummer 23!

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Aber innerlich ist es ein emotionaler Sommer!
Vor ziemlich genau einem Jahr sind wir für fast 6 Wochen nach Kalifornien geflogen. Es kommt mir so weit weg vor, dass wir tatsächlich zu fünft noch einmal an unseren Herzens-Ort reisen konnten und Land und Leute in vollen Zügen genießen konnten.
Hätte mir da jemand gesagt, dass ich im nächsten Jahr ein Baby erwarten würde…!

Wir verabschieden einen weiteren Grundschüler!
Der Sohn, der 2018 in die 1. Klasse gekommen ist, hellblond und hibbelig, verlässt nun als starker, mutiger, schöner, schlauer Weltveränderer die 6. Klasse und zieht weiter. Er ist eine Persönlichkeit geworden, ein Musiker, ein Fürsprecher, ein Fußballer, ein lauter lustiger sozialer fast-Teenager. Er wird seinen Weg gehen!
Viele Emotionen, Sorgen oder Freuden lässt er nicht durchblicken. Aber gestern Abend überkam ihn eine Unsicherheit und da sind die beiden großen Brüder nach 20:00 Uhr noch mal aufs Rad gestiegen, um den neuen Schulweg zu üben. Für in 7 Wochen. Aber das war dann dran und das war dann wichtig. Und solche Brüder-Momente machen was Gutes mit ihnen.

Gleichzeitig bedeutet das, dass der Erstklässler nun „allein“ zur Schule gehen wird. Auch er ist riesig gewachsen im letzten Jahr und ist eindeutig kein Schulanfänger mehr. Er wird die Ferien genießen und ein Schulbeginn um 8:00 Uhr ist eindeutig zu früh für ihn. Er kann lesen, schreiben und rechnen. Mathe mag er gar nicht und Sport liebt er. An Gestik, Mimik und Wortschatz hat er einiges mitgebracht, was gern noch ein paar Jahren hätte warten können. Aber: Er ist kein Kindergartenkind mehr! Kaum zu glauben, dass wir nach seiner Grundschulzeit sogar eine Pause einlegen, bis das neue Baby dann eingeschult wird. Die Schulleiterin meinte daraufhin zu mir: „Ach, für das eine Jahr überlege ich mir schon etwas für Sie. Ich stelle Sie einfach irgendwie ein…“ Sehr gerne!

Diese Meilensteine, wenn die Kinder größer werden… und in wenigen Tagen fangen wir noch einmal ganz von vorne an!
Letzte Woche wurde ich mit einer wunderschönen Babyparty überrascht – und obwohl hier inzwischen wieder vieles nach „Baby“ aussieht, kann ich mir das noch gar nicht vorstellen! Das Bade-Thermometer, die Still-Einlagen, die winzigen Wickel-Bodys und Windelgröße 1, Still-Saft und Tragetuch… das liegt hier echt rum, weil wir es bald wieder brauchen??
Der 26-seitige Elterngeld-Antrag, die Anmeldung zur Rückbildung, die Krankenhaustasche und das Bauch-Öl… unglaublich.

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Ich komme nicht so ganz hinterher, alle Meilensteine zu würdigen und im Moment zu sein. Die Zeit, die sich jetzt vor der Geburt wie ein Kaugummi zieht, wird danach als hell – dunkel – hell – dunkel – und stillen – wickeln – schlafen – stillen – wickeln – schlafen an mir vorbei rauschen. Ich weiß das! Einzig die Sommerferien werden hoffentlich Entschleunigung für uns alle bringen.

Gestern saßen wir abends am See und ich beobachtete andere Schwangere auf Decken, sowie Familien mit Babys, 1jährigen Kindern und 2, 3, 4jährigen Kindern, dann Teeanger, junge Erwachsene, Familien, Rentner. Und die Phasen rauschen an uns vorbei und als Mama bleibt uns nur das Fühlen, das Aufsaugen, das Erwarten und Erinnern. Sei jetzt hier!

Ich glaube noch immer nicht, dass es vergleichbare Gefühle und Erlebnisse im Leben anderer Menschen gibt. Diese Zerrissenheit zwischen „Wenn doch erst…“ und „Weißt du noch?“ Das wird uns Mütter immer verbinden, auszeichnen, erschlagen und erfüllen.

Und das lebe ich im Moment.
Teenager, Oberschüler, Grundschüler, Baby.
Und ein Herz und Haus voller Glück und Segen.

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