Ich gehöre definitiv nicht zu den Menschen, die da Morgen für Morgen das Gold einsammeln. Und seit ich Mutter bin, sage ich mir, dass ich irgendwann vor den Kindern aufstehen werde, um die Ruhe und die Zeit am Morgen zu nutzen und zu genießen… Irgendwann.
Denn im Moment bin ich froh, dass meine Kinder auch lange schlafen und für jedes Ausschlafen bin ich dankbar.
Wenn wir Arzttermine machen müssen, bin ich irgendwie nicht in der Lage,
zu frühe Zeiten abzulehnen. Ich sage der Sprechstundenhilfe, wann wir nicht können, aber selten sage ich zu einem Vorschlag: „Nein, das ist uns zu früh!“
Ich weiß nicht, warum ich das nicht hinkriege.
Denn ich ärgere mich jedesmal, wenn ich weiß, wie stressig der Morgen wird, wenn ich mich und die Kinder wecken muss. Einmal habe ich einen Termin verschoben, weil beide Jungs krank waren und wirklich nicht so früh aus dem Haus konnten… aber alle anderen Termine nehme ich an, obwohl ich weiß, dass es uns nicht passt. Hmm..
Mein Mann ist heute wieder im Büro, seit dem 20. Dezember war er zuhause!
Und wir haben in der letzten Woche einen Termin für heute um 8:15 Uhr bekommen. Als ich nach dem Arztbesuch auf dem Terminzettel 8:50 Uhr las,
war ich froh, dass ich mich verhört hatte.
Emilian hat gestern mächtig stolz und mächtig erfolgreich ein neues Regal mit Papa aufgebaut. Dabei ist er in einen Nagel getreten und sein Hacken wurde rot und dick. Gut, dass wir schon einen Arzttermin hatten!
Eigentlich wollte die Ärztin bei Emilian Blut abnehmen. Er kann sich nicht mehr an seine Impfungen als Baby erinnern und hat also keine große Angst davor.
Bei Liam wurde vor ein paar Wochen Blut abgenommen. Die Schwester stach in seinen Finger und drückte und drückte, um zwei kleine Stäbchen vollzusaugen. Emilian guckte zu. Ich wollte ihm nicht sagen, dass er heute auch einen Pieks bekommen würde, weil ich weder zuhause noch in der Praxis ein großes Theater wollte. Ein bißchen hatte ich ein schlechtes Gewissen, ihn da so unvorbereitet zu quälen… aber ich versprach ihm, dass wir, wenn er tapfer sein würde, nach dem Arzt zum Bäcker gehen und frühstücken würden.
Damit ich Emilian beistehen konnte, ohne Liam in der Babytrage zu haben, fuhren wir mit dem Auto und ich nahm Liam einfach im Kindersitz mit zum Arzt.
Als die Ärztin ins Zimmer kam und sein nackiges Bein sah, wusste sie gleich, dass wir nicht nur zum Blut abnehmen gekommen waren. Sie sah sich seinen Hacken an, sagte schonungslos, dass das eine Blutvergiftung werden könnte und markierte mit einem Kugelschreiber die Rötung am Bein.
Emilians späterer Kommentar dazu: „“Die soll doch auf ein Papier schreiben!“
Ich wusste, dass sie wissen wollen würde, ob Emilian gegen Tetanus geimpft ist und trotzdem habe ich nicht an seinen Impfpass gedacht.
Und den wollte die Ärztin aber sehen, heute noch.
Sie verschrieb uns dann noch ein Medikament und machte sich an die Blutabnahme. Emilian wusste jetzt, dass er einen Pieks bekommen würde und wurde ängstlicher. Selbst ich war erstaunt, dass sie ihm nicht in einen Finger stach, sondern eine Nadel in seine Armbeuge schob. Eine Schwester hielt seinen Arm und drückte fest, Emilian sah zu und war so tapfer!
Drei kleine Röhrchen wurden abgefüllt…
Er bekam dann einen Pflaster und einen Traubenzucker und ein tolles Buch geschenkt – und er war sehr froh, dass er nicht nochmal den Mund für ein langes Holzstäbchen öffnen musste. Das mag er nämlich nicht.
Wir warteten dann auf eine andere Schwester, die ihm eine grüne Flüssigkeit mit Verband um den Fuss band.
Als sie fertig war, sagte Emilian: „Sieht aus wie Schnee!“
Mit der Bitte, ihn heute nicht so viel laufen zu lassen und seinen Fuss zu schonen, wurden wir entlassen. Liam wartete während der ganzen Untersuchung so lieb in seinem Sitz, dass die Schwester einmal vor Schreck zusammenzuckte, als er ein Geräusch von sich gab. Sie hatte ihn nichtmal wahrgenommen.
Mit Sack und Pack zogen wir wieder los in den Schnee, zur Apotheke und dann ein paar Geschäfte weiter zum Bäcker. Emilian humpelte vorsichtig mit seinem kranken Fuss. Ich bestellte mir einen Cappucchino und eine Streuselschnecke, ein Brötchen für Liam und Emilian suchte sich einen Pfannkuchen aus. Und dann saßen wir da ganz in Ruhe und frühstückten. Liam juchzte fröhlich, Emilian wurde sein Pflaster los und ich war so stolz auf meine Jungs!
Nach dem Essen fuhr ich schnell nachhause, ließ die Jungs im Auto und holte den Impfausweis. Er hatte alle Tetanus-Impfungen bekommen. Wir fuhren zurück zum Kinderarzt, die Jungs warteten wieder, ich flitzte in die Praxis, die Schwester kopierte den Impfausweis und alles war gut. Emilian plapperte im Auto fröhlich vor sich hin, Liam war ein bißchen müde.
Gestern hatten wir festgestellt, dass ein Vorderlicht unseres Autos nicht ging und da ich sowieso schon unterwegs war, Emilian solche Abenteuer liebt und Liam inzwischen eingeschlafen war, fuhr ich noch schnell zur Werkstatt unseres Vertrauens. Ich wollte fragen, ob sie mir so eine Lampe verkaufen oder sogar gleich einbauen könnten.
Emilian war ganz aufgeregt und fragte, ob wir jetzt wieder einen Mazda bekämen.
(Unser Auto war im letzten Sommer ein paar Wochen in der Werkstatt und da bekamen wir einen Leihwagen.)
Ein netter junger Mechaniker, den ich aber wahrscheinlich geweckt hatte, hörte sich mein Anliegen an, bat mich ganz freundlich, um die Ecke in die Werkstatt zu fahren und baute mir ohne viel Trara eine neue Lampe ein. Wow!
Als wir zuhause ankamen, war es 11:20 Uhr!
Ich war begeistert, denn es kommt schon vor, dass wir zu dieser Zeit gerade vom Frühstückstisch aufstehen…
Emilian wurde vor seinen Lieblings-Micky Maus-Film gesetzt, ich verarztete sein Bein und hatte plötzlich Ruhe und Zeit zum Auspacken, zum Mittag kochen…
Ich freue mich über den ruhigen, erfolgreichen Vormittag, genieße meine Mittagspause und hoffe, dass Emilian schnell gesund wird.
Der Kontrolltermin morgen ist um 12:10 Uhr!
AUSSCHLAFEN 🙂