Von der Rumpelkammer in die Vorweihnachtszeit

Ich habe mich mit einer Freundin über unseren Alltag unterhalten. Wie voll der Alltag ist, wie wenig Zeit wir für uns haben, wie wenig Zeit wir für die Kinder haben, wie wenig wir  schaffen, was wir gern anders hätten…

Und ich setze mich schon immer gerne dafür ein, unseren Alltag so leer wie möglich zu halten.. für unsere Verhältnisse. Wenig feste Termine. Viele Familien-Zeiten. Viele Pausen. Freie Wochenenden. Aber. Unser. Alltag. Ist. Nicht. Leer!

Auch ich habe das Gefühl, nichts zu schaffen. Auch ich habe das Gefühl, Sachen über Wochen liegen zu lassen.. über Monate. Auch ich habe lange to-do Listen, Müll-Ecken im Zimmer, verpeilte Tagesabläufe im Alltag, und so weiter.
Jari ist heute auf meinem Arm eingeschlafen, einfach so, völlig außer der Zeit, zu einer sehr ungünstigen Zeit! – weil ich heute am Nachmittag unterwegs war und einfach seinen Mittagsschlaf vergessen habe. Ob sich das in der Nacht rächt?

Auch ich muss die Kinder auf später vertrösten. Auch ich muss Termin absagen, Treffen verschieben, Trockenshampoo benutzen, kalten Kaffee trinken und den dreckigen Küchenfußboden mit zusammengebissen Zähnen ignorieren.

Die letzten Nächte waren nicht so schön, weil entweder Jari wach und hungrig war, oder ich viel gehustet habe und eben nicht schlafen konnte – beziehungsweise im schlimmsten Fall Jari wieder geweckt habe. Unsere besten und tiefsten Schlafzeiten waren in den letzten Tagen zwischen 5:00 Uhr bis 7:00 Uhr, die Zeiten, in denen wir normalerweise aufstehen.
Mein Mann hat also ganz viele Laufdienste übernommen und wir konnten weiter schlafen.

Planänderungen, das Gefühl, zu nichts zu kommen, Schlafmangel und spontane Absprachen kennen wir.

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Zum Alltag gehört für mich: Zusammen sein.

Wenn ich „arbeite“, nehme ich die Kinder mit.
Das ist mein Homeschooling.
Ich unterscheide nicht oft zwischen „Zeit mit den Kindern“ und „Zeit im Haushalt“. Ich sitze nicht nur rum, wenn ich mir Zeit für die Kinder nehme, sondern ich versuche, das zusammenzubringen.

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An den letzten vier Vormittagen habe ich die Kinderkleidung sortiert, die gerade keinem unserer Kinder passt. Ich saß mit einem tollen Hörbuch und einem aktiven Baby im Schlafzimmer und habe weg-sortiert, neu-sortiert, aus-sortiert, ein-sortiert.
Emilian kriegt neue Kleidung von Freunden.
Liam kriegt Kleidung von Emilian.
Dann gibt es viele Größen, die auf Jari warten.
Und alles, was Jari nicht mehr passt, kommt weg und nimmt keinen Platz mehr weg.

Ich habe in unseren Fächern aufgeräumt. Mal wieder alle Oberteile gefaltet und gestapelt. Kurze Hosen und Tops nach hinten, dicke Pullover wieder in die erste Reihe.

Dann habe ich gestern komische kleine Tierchen in meinem Backschrank gefunden und wieder sortiert. Und geputzt. Und mal in die Tiefen der Fächer geschaut. Ich habe gemerkt, dass ich im letzten Jahr mit Baby-Jari wenig zum Backen gekommen bin – also sind einige Lebensmittel inzwischen verfallen.
Emilian durfte auf allen Sachen das Verfallsdatum suchen, das hat ihm als Mathe-Ass großen Spaß gemacht. Liam durfte offene Verpackungen mit Clips verschließen. Und wir haben großzügig aussortiert und weggeschmissen.

Seit Tagen, eigentlich fast seit Korsika, habe ich den Kindern versprochen, die Weihnachtskiste vom Dachboden zu holen..
Heute war es dann soweit!

Und in diesem Zuge habe ich natürlich gleich Sommer-Kleidung und Baby-Kleidung und Schuhe und einen Hochstuhl auf den Dachboden gestellt. Und ich habe andere Sachen runtergeholt. Zum Beispiel neues Baby-Spielzeug für Jari, (Tadaa: Weihnachtsgeschenke für Jari haben wir jetzt), Winter-Kleidung, Winter-Schuhe und so. Die Jungs lieben den Dachboden und durften tragen helfen.

(Die letzten Tage haben sich echt angefühlt wie ein Nestbautrieb im 9. Monat, nur ohne riesigen Bauch. Auch was Schönes.)

Und auch, wenn es jetzt in ein paar Zimmern und Schränken sauberer und leerer aussieht, steht eben in anderen Zimmern wieder mehr rum. So ist das, denke ich.

Wir haben viel kleines Spielzeug und alte Kleidung, Zeitschriften und seltsame Sammlungen weggeworfen. Dabei helfen die Kinder auch. Wir werden in den nächsten Tagen oft zu unserem Rumpelbasar fahren und Kleidung und Spielzeug und Küchensachen abgeben – auch das ist ein besonderer Schritt für die Kinder – und wir werden diese Freiheit vor Weihnachten genießen!

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Meine Mama hat uns vor ein paar Tagen ein Foto geschickt, auf dem unsere Küche zu sehen war, als sie noch völlig neu und völlig frei und völlig sauber war. 2012 war das.
Und wir alle konnten kaum glauben, wie viel Kram in den letzten Jahren dazugekommen ist. Und wir alle mochten das Bild der sauberen und leeren Küche viel lieber, auch die Kinder.
Natürlich können Geräte wie ein Toaster und ein Wasserkocher und eine Küchenmaschine nicht einfach in den Schränken verschwinden (jedenfalls nicht bei uns), aber diese freien Flächen haben etwas in mir gemacht.

Und ich möchte dahin. In diese Richtung. Ich rede nicht von Minimalismus, davon bin ich zu weit entfernt. Aber ich spüre, wie wir alle – wir Eltern und die Kinder – aufatmen, wenn wir Platz und Freiheit haben.

Arbeitsflächen, Wände, Fensterbretter, Böden, Treppenstufen, Nachttische… Ich möchte weg davon, alles vollzustellen. (Wer noch?)

Wenn wir etwas lange nicht nutzen, nicht vermissen, nicht mehr brauchen, kaputt gemacht haben, dann kommt es weg. Es wird nicht für den Notfall, für irgendwann, für den nächsten Sommer, für „falls wir mal…“ aufgehoben – sondern weggeworfen.

Das klappt nicht immer und ist nicht leicht. Aber Kleinigkeiten, wie halb-kaputte Schuhe, zu kleine Mützen, kleine Spielzeuge (Überraschungseier und McDonalds!) , Werbegeschenke, alte Zeitschriften usw.: Weg! Wir brauchen den Platz!

Wahrscheinlich bedeutet das auch manchmal, gut gemeinte Geschenke von anderen wegzugeben oder wegzuwerfen. Wahrscheinlich bedeutet das, Erinnerungen wegzuschmeißen. In jedem Fall bedeutet das, Kinderzeichnungen wegzuwerfen. Welche Mama schafft es bitte, alles aufzuheben??

Aber wenn mir hier Dinge begegnen, Lebensmittel, Zeitschriften, Tischdecken, Spielzeug, Kleidung, Taschen, Basteleien, Millionen Kugelschreiber, Vasen, … die seit unserem Einzug hier stehen (Verfallsdatum 2012), und ich in einer entsprechenden Verfassung bin – dann atme ich kurz ein, schließe die Augen und dann: Weg damit!

(Diesen ganzen Artikel habe ich übrigens in wenigen Minuten in mein Handy diktiert, während ich – ihr dürft raten – durch die Wohnung gelaufen bin und sortiert habe. Ich war dabei allein! Ich schreibe sehr gerne, aber ich frage mich jetzt ein bisschen, warum ich das nicht immer schon so gemacht habe.)

Die Jungs sind meist dabei, wenn ich so wühle. Sie helfen, sie stören, sie verzögern und lernen, sie puzzlen und hören Geschichten, sie malen und streiten, sie machen Hausaufgaben und essen und langweilen sich… das ist Familie bei uns.

Gerade hocken sie in ihrem Kinderzimmer. Sie haben einen alten Adventskalender entdeckt und befüllen ihn gerade für Mama und Papa. Voller Heimlichkeit.
Ich liebe das. Und ich sehne mich vor Weihnachten nach dieser Ruhe, dieser Entschleunigung, dieser Besinnung.

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Die Kinder brauchen keine Geschenke, wenn ihr Zimmer voll ist und sie nicht atmen können.
Und wir brauchen keine Geschenke, wenn wir volle Schränke haben und nicht atmen können.

Ich bin sehr glücklich, dass die Kinder lernen, was abgeben heißt, was es heißt, anderen eine Freude zu machen, was Teilen ist, was „Weihnachten im Schuhkarton“ ist, dass es Kinder in dieser Welt gibt, die nichts haben. Nichts.

Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Auch ich hänge an Dingen, ich hänge an den Kuscheltieren, die meinen Babys gehört haben, ich weiß, wer welchen Body geschenkt hat, ich hänge an Erinnerungen, ich hänge an Andenken – und es ist immer eine Entscheidung.

Ist das Deko – oder kann das weg?
Brauchen wir das noch – oder kann das weg?
Brauchen wir das wirklich – oder kann das weg?

Mein Mann hängt weniger an Zeug, er ist großzügig und gutmütig, aber genau wie bei ihm und mir spüre ich, genau wie bei den Kindern, was zu viel ist.

Der Satz „Zeit statt Zeug“ klingt immer lauter in meinem Ohr.
Beim Abendessen haben wir heute schön zu viert darüber geredet.

Lieber ein Eis mit Mama, als ein billiges Auto?
Lieber mit Papa Fussball spielen, als eine neue Zeitschrift?
Lieber zusammen in Buch lesen, als an Überraschungseiern kurz Freude zu haben?

Was hatten wir in der Vergangenheit schöne Familienzeiten im Zoo, im Legoland, im Schwimmbad, im Kletterpark und so weiter, weil wir Jahreskarten geschenkt bekommen haben!

Unser Leben ist aber nicht schwarz-weiß.
Wir gehen immernoch zu McDonalds und die Kinder bekommen Überraschungseier und dürfen sich kleine Spielzeuge kaufen. Sie müssen auf meinen Zug nicht aufspringen und es ist schwer, diese Entscheidungen zu treffen.

Aber sie denken nach. Immer mehr reden wir auch über den Wert einer Sache, über Geld und Qualität und wir lernen eben, zu sortieren und Prioritäten zu setzen.

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Jetzt habe ich euch meine Vorweihnachts-Gedanken um die Ohren und Augen gehauen.. Mir hilft es beim Denken.

Ich freue mich auf weihnachtliche Familienzeiten, auf Platz und Freiraum – und ich bin gespannt, wie sich unsere Wünsche und Pläne und Ideen umsetzen lassen und halten.

Und zwischendurch werde ich innehalten, die schönen Dinge des Lebens suchen und genießen und zufrieden sein!

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