Ein Montag im Dezember

Ich habe mir heute Räucherkerzen gekauft, weil es mir noch zu un-weihnachtlich bei uns zuhause ist. Meine drei Männer … ähm, stört das kaum. Es steht noch kein Tannenbaum hier, ich hoffe, er kommt noch. Die Plätzchen-Phase ist irgendwie schon wieder vorbei und die Geschenke packe ich noch nicht ein. Ein paar Ideen fehlen ausserdem noch…

Beide Kinder schniefen und husten ein bißchen, nichts ernstes. Emilian übt das Schnauben. Mit aller Kraft. Es ist so süß, wie er mit aufgerissenen Augen und in Kontrolle eines jeden Gesichtsmuskels versucht, die Luft AUS seiner Nase zu pusten und sie nicht einzusaugen. Klappt noch nicht…

Liam kann mich jeden Tag an meine Grenzen bringen. Er kann vor Ärger, Wut, Langeweile, Ungeduld, … so laut kreischen und in dem Moment bleibt wenig Zeit, zu fragen, wer wen geärgert hat oder worum es geht – es tut einfach weh im Ohr. Auch, wenn er das beste Spielzeug und das leckerste Bonbon hat, sobald Emilian etwas anderes hat, ist die Ruhe vorbei.
Aber auch an jedem einzelnen Tag schmelze ich dahin über seine Süßigkeit. Seine holprigen Bewegungen, sobald Musik angeht. Sein lautes Lachen. (Das stört mich nicht!) Seine halb geschlossenen Augen, wenn ich ihm abends im Bett über den Kopf streichele. Sein tiefes, heiseres Lachen, wenn ich seine Füße kitzele. Sein zuckersüßes Winken, wenn wir sagen: „Sag mal Tschüß!“ Seine Freude am Abend, wenn Papa durch die Haustür zu sehen ist. Sein Gegacker, wenn Emilian Quatsch für ihn macht.

Auch, wenn es hier nicht allzu weihnachtet, genießen wir ruhige Familienzeiten. Der Regen verwirrt mich und die Theorie, dass sich die Jahreszeiten um eine Monat nach hinten verschieben, könnte passen. Das sieht für den März/April nicht gut aus. Wie gut, dass wir dann andere Sorgen haben werden…

Es gibt neue Kindersprüche:

Am Morgen zieht sich Papa Jacke und Schuhe an, öffnet die Tür und ruft „Auf Wiedersehen!“ in unsere Richtung. Emilian ruft vom Küchentisch zurück: „Fürchte dich nicht!“

Und an einem anderen Morgen gibt es ein bißchen Stress, weil wir es eilig haben und die Kinder sich meiner Meinung nach nicht schnell genug anziehen. Ich schimpfe, die Kinder quengeln – aber irgendwann sitzen beide Jungs angezogen im Kinderwagen. Als wir das Haus verlassen, bemühe ich mich um eine gute Stimmung und frage: „Ist alles wieder gut? Sind wir wieder Freunde? Haben wir wieder gute Laune?“ Da sagt Emilian zu mir: „Ich hatte kein schlechte Laune!“

Als ich Weihnachtszeug an die Tür hänge, stellt sich Emilian neben mich und sagt sehnsüchtig:
„Ich möchte so gern in die Schule!“
Ich frage überrascht, warum. Er: „Weil ich einen Rucksack habe…“

Das Schneiden der Fingernägel ist immer so ein Akt. Es klappt gut, aber Emilian ist danach oft der Meinung, er hätte eine Tapferkeits-Belohnung verdient… Am Abend erzählte er Papa dann: „Übrigens! Mama hat mir alle Finger abgeschnitten!!!“

Emilian erzählt irgendeine Geschichte. Später erkenne ich, dass es ein Buch aus der Bücherei ist. Jedenfalls erzählt er: „Und das Tier geht zu dem Faultier und fragt: „Hey, warum bist du so trübsinnig?“

Papa hilft Emilian beim Anziehen. Emilian findet sich schick und ruft: „Ich bin der coolste…“ – ich höre von unten zu und warte auf das wichtige Wort, wie er sich manchmal „Checker“ nennt…
Und da kommt es von oben: „Ich bin der coolste Esel der Welt!!!“

Am Tag vor dem 1. Dezember erzähle ich den Kindern vom Adventskalender. Emilian versteht und fragt: „Was ist hinter dem 1. Türchen?“ Ich sage, dass das natürlich eine Überraschung sei…
Emilian: „Wir würden es aber gern wissen!“

Die Kinder gucken bei Opa einen Film. Ich setze mich zu ihnen und sage: „Emilian, das ist doch gruselig!“ Er: „Wir passen auf, dass wir nicht weinen!“

Opa und Emilian gucken zusammen einen Katalog an. Emilian zeigt auf zwei Menschen und sagt: „Die felten sich häst.“
(Die halten sich fest.)

Am Morgen des 6. Dezember haben wir Besuch, ausserdem hat es geschneit und vergessen sind die geputzten Schuhe. Auf dem Weg nach unten stolpern beide Jungs fast über ihre Stiefel und die Freude über ein kleines Buch, Badespielzeug und Süßigkeiten ist groß! Der Schokoladen-Weihnachtsmann von Oma wird sofort ausgepackt und angebissen.
Nach einer Weile frage ich: „Und wollt ihr heute noch ein Türchen öffnen?“
Da sagt Emilian: „Wow! Ein Schokoladenparadies!!!“

Emilian stellt philosophische Fragen. Ob es einen Schatz unter der Erde oder im Wasser gibt, möchte er wissen. Und ich sage, dass es Schätze geben könnte, wenn Schiffen untergegangen sind und nicht mehr gefunden werden. Da sagt er: „Dann muss man einfach einen Taucher unter Wasser anrufen. Hey, komm mit! Bring mir einen Schatz!“

Wir sitzen bei meinen Eltern im Wohnzimmer, es läuft Weihnachtsmusik. „Ihr Kinderlein kommt, oh, kommet doch all‘.“
Ich denke so bei mir, dass es schade ist, dass Emilian diese ganzen Weihnachtslieder noch gar nicht kennt. Da springt Emilian auf, seine Augen leuchten und er singt und tanzt:
„Es regnet, es regnet, die Erde wird nass…“

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