10. Oktober 2024
Ich sag es nur noch einmal ganz kurz und dann vielleicht lieber nicht mehr: Die Zeit rennt!
Wenn ich sage: „Mein Baby ist 8 Wochen alt.“, hört es sich noch anders an, als wenn ich sage: „Mein Baby ist 2 Monate alt.“
Nach 8 Wochen liegt die Wochenbett-Zeit so richtig hinter uns. Das kleine Mädchen wächst und wird wacher, inzwischen juchzt und lächelt sie, hat ihre Hände entdeckt und lutscht fröhlich daran herum. Sie schläft und trinkt weiter richtig gut. Weinen muss sie nur, wenn es im Bauch drückt oder sie sich erschreckt. Sie mag den Kinderwagen und die Trage, schläft im Bett noch zwischen uns und hat uns alle verzaubert. Ich trage sie oft und lasse sie auf meinem Arm schlafen. Einerseits schläft sie da natürlich am besten. Andererseits sind die Baby-Momente eben kurz und kostbar. Das hat außerdem den Vorteil, dass ich gut (mit einer Hand) Blog-Einträge schreiben kann. Dabei würde ich eigentlich lieber Kinderzimmer ausmisten, Laub harken, Fenster putzen, Kuchen backen oder Staub saugen…
Manchmal aber wundere ich mich, dass ich gar nicht „arbeiten gehen“ muss, weil mein Leben sich so ein bisschen wie vorher anfühlt. Ich habe im Sommer 2023 meinen Platz im Kindergarten gekündigt, um als Mütterpflegerin zu arbeiten. Ich hatte drei Einsätze und im November bin ich dann schwanger geworden. Mein Mann und ich arbeiten von zuhause, teilen uns die Kinder, den Haushalt und alles, was eben ansteht. Und so ist es irgendwie immernoch. Nur mit Baby. Meine Abendtermine fallen weg, was aber auch mit einem Leitungswechsel in der Kirche zu tun hat, bei dem ich einige Aufgaben abgeben konnte. Die Tagesabläufe der drei großen Jungs laufen normal weiter, sie sind selbständiger geworden. Und dass sie ihren Alltag haben und ich mehr Ruhe zuhause habe, hilft sehr bei der Umstellung.
Denn auf der anderen Seite hat sich unser Leben doch ganz schön verändert. Die Tage und die Nächte. Die Plätze im Auto. Wie schnell wir irgendwo hin los können. Wie sauber es zuhause aussieht. Wie viel Wäsche wir haben. Da ist ein kleines neues Baby zu uns gekommen. Mal richtet sich alles nach dem Baby – manchmal muss sich das Baby aber auch uns anpassen. Bis jetzt klappt das ganz gut und alle 5 großen Menschen haben viel Liebe, Geduld und Verständnis. Die Jungs sind wirklich eine Hilfe, das hätte ich nicht gedacht. Es gibt aber auch Momente, da hilft nur Mama. Das kenne ich und halte ich aus. Unser Mädchen war (m)ein absolutes Wunsch-Baby und beim 4. Kind weiß ich umso mehr, wie kurz und kostbar eben jede Phase ist.
Jetzt nach 8 Wochen hat sich das Stillen gut eingespielt. Obwohl ich mit Stillhütchen stille… (Werbelink) ich hab es anders versucht, aber es hat nicht funktioniert und mit Stillhütchen geht es wirklich gut. So war es bei den anderen Kindern. Ich lasse nachts den Wecker aus und wir alle genießen längere Schlafphasen. Tagsüber habe ich das Baby immer öfter mal an der Brust, um die Milchproduktion in Gang zu halten und die Pausen aus der Nacht auszugleichen. Wenn ich mich nachts zum Stillen ins Bett setze, dann lese ich im Handy oder ich bete oder ich denke nach oder ich schreibe Nachrichten. Ich versuche, nicht einzuschlafen und freue mich nach jedem Stillen darauf, mich wieder hinzulegen und weiterzuschlafen. Dieses Still-Licht ist noch immer eine große Hilfe. (Werbelink) Bei allen Kindern hatte ich knapp Milch, nie zu viel. Diesmal trinke ich echten Still-Tee (den hier oder den hier) Werbelink, und ich lege die Kleine eben öfter an. Das hilft sehr. Und das wusste ich vorher tatsächlich nicht so. Aber es hilft, im wuseligen Alltag das kleine leise Baby nicht zu vergessen – oder die Zeit nicht zu vergessen.
Bei Kind 1 war ich jung (24 Jahre) und entspannt, das Baby war absolut lieb und pflegeleicht, mein Mann war viel zuhause und unser Leben zu dritt konnte schön starten. An die Baby-Zeit mit Kind 2 kann ich mich nicht mehr so ganz erinnern. Ich hatte ein anhängliches Kleinkind, ein neues großes Haus, ein unruhiges Baby und mein Mann war viele Stunden am Tag außer Haus. Ich habe lange voll gestillt – aber es war eine herausfordernde Zeit. Bei Kind 3 dachte ich irgendwie, ich hätte den Dreh raus. Aber mit einem Erstklässler, einem wuseligen Kindergartenkind und einem zu ruhigem Baby ist die Rechnung nicht aufgegangen. Ich habe nach Bedarf gestillt und das war nicht gut. Jetzt bin ich nochmal 7 Jahre älter geworden, habe eine Doula und Mütterpflege-Weiterbildung abgeschlossen, habe viel gelernt und bin viel mehr als Frau in mir angekommen.
Zum ersten Mal habe ich das Wochenbett jetzt wirklich im Bett verbracht, habe mich verwöhnen lassen, habe mir Zeit für mich und das Baby genommen und bin achtsam mit uns umgegangen. Natürlich ist der Hintergrund wieder ganz anders und die Kinder sind größer – aber ich habe bewusst diese Entscheidung getroffen und mich auf diese Zeit vorbereitet und gefreut. Ich wusste durch die Weiterbildung und Erfahrung, was wann kommt und geht, wie sich Wochenfluss und Milcheinschuss anfühlt, wie schön die erste Dusche nach der Geburt ist und dass alle Gefühle kommen und gehen und sein dürfen. Auch die Hormone kommen und gehen, die Gesichtshaut braucht wieder andere Pflege, mehr Haare fallen aus (Einatmen. Ausatmen. Auch das geht vorbei!), die Haut am Bauch ist ungewöhnlich weich und die Brüste ungewöhnlich empfindlich.
Mein Körper funktioniert so gut, dass ich schnell wieder fit bin und mein Kopf da wirklich mitdenken und Pausen einhalten muss. Vielleicht liegt es am Alter, an meinem Bewusstsein oder dem kleinen Mädchen.. ich habe das Wochenbett diesmal ganz anders gefühlt. Mit Büchern, Hörbüchern und einem schönen Schlafzimmer habe ich mich darauf eingestimmt. Wir wurden 3 Wochen lang von Freunden bekocht, es waren Sommerferien und ich habe den besten Mann. Die Hebamme kam nach oben ans Bett und hat mich gut beraten, Empfehlungen ausgesprochen, mir zugehört und unsere Entscheidungen akzeptiert. Einige dieser Vorbereitungen konnte ich beeinflussen – andere nicht.
Außerhalb des Bettes war mir vieles schnell zu laut, zu nah, zu eng – und ich konnte diese Empfindlichkeit und Zerbrechlichkeit irgendwie annehmen. Ich konnte Tränen fließen lassen, mich zurückziehen und ausruhen – und mich dann wieder auf und über das Leben freuen. Denn jede Phase geht wirklich vorbei – die harte Zeit und die schöne Zeit.
Ähnlich habe ich beim 3. Kind auch gedacht und wir sind ja erst bei Woche 8. Aber irgendwas ist anders. Und auch die Jahreszeit hilft, merke ich. Bei den 3 Jungs kam der Sommer nach den ersten Baby-Monaten… jetzt geht es in Richtung Ruhe und Gemütlichkeit. Das ist ein Geschenk.
Der Geburtsbericht steht noch an, den möchte ich unbedingt bald in Ruhe schreiben. Einerseits habe ich mir noch nicht die Zeit genommen. Zum Glück habe ich gleich nach der Geburt Sprachnachrichten an Freundinnen geschickt, die ich mir wieder anhören kann. Andererseits warte ich noch auf den medizinischen Bericht für persönliche Ergänzungen. Den habe ich angefordert, aber bis jetzt noch nicht bekommen.
Es ist wirklich verrückt: Nach der Geburt war ich so überrollt und enttäuscht und mitgenommen von der Intensität – dass ich 100% und auf jeden Fall und überhaupt sicher war: Wir sind fertig. Das mache ich nicht nochmal!
Und das Wochenbett war intensiv und das Stillen war schmerzhaft.
Aber die Hebamme beobachtet meinen Körper und uns als Familie und sagt immer mal wieder: Kriegt noch ein Kind!
Und ich merke, wie dieser Satz etwas mit mir macht… es ist verrückt.
Im Kopf weiß ich: Wir sind fertig. Ich bin zu alt. Ich werd eh nie schnell schwanger. Das mache ich nie wieder.
Und mein Herz sagt: Aber guck, wie süß das Baby ist. Und wie schön die Schwangerschaft war! Und guck, nach 2 Monaten ist alles wieder vorbei!
Aber nein, wir sind fertig. Glaube ich…
Das Babybett steht noch immer voller Geschenke, so langsam mag das Baby erste Mobiles und Rasseln. Weil es noch immer – wie im Bauch – so ein Strampel-Baby ist, nutze und empfehle ich diese Klapper-Söckchen hier. Die sind toll! (Werbelink) Das Baby wiegt nun 4600g, hat noch immer die langen dunklen Haare, wir sind bei Windelgröße Nummer 2, ich beginne mit den ersten Rückbildungs-Übungen und denke mit Wehmut daran, diese besondere Wochenbett-Zeit zu beenden. Ich denke, es wird ein langsamer Prozess und wie so oft im Leben sind uns die „letzten Male“ nicht immer bewusst.
Für die Brüder sind besonders die „ersten Male“ ganz schön und sie feiern jedes Lächeln, jedes neue Kleidungsstück und jede Wach-Phase. Wir waren jahrelang eine 5köpfige Jungs-Familie und doch ist es so, als würde die Kleine schon immer dazu gehören. Der erste Blick nach der Schule gilt ihr und morgens wird manchmal ein „Tschüss, Mama und Baby!“ nach oben gerufen. Ich glaube, für die Jungs ist sie ein Gegenüber, mit dem sie erzählen und kuscheln können, ohne dass jemand stört oder dazwischen quatscht. Ich bin gespannt, wie sich die Beziehung unter den Geschwistern so entwickelt.
Ich weiß, welche Phasen noch kommen. Die mit Schnupfen und mit Zahnschmerzen und mit Trotzanfällen – und schlechten Noten und vielen Kindergeburtstagen und wenig Geld und Rückenschmerzen.
Aber jetzt bin ich hier. Und jetzt ist es schön. Ich habe ein kleines rosa Mädchen im Arm und ich bin dankbar!
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Ich bedanke mich fürs Mitlesen!
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Danke!
Gerade eben hat mir eine Freundin deine Instaseite empfohlen und mir einen deiner Bloggartikel verlinkt. Wunderbar. Ich war direkt tief berührt. Ich mache auch gerade eine Doulaausbildung, meim Kinderwunsch ist dennoch nicht ganz abgeschlossen undbich selbst habe drei große Bruder mit 10,15 und 17 Jahre Altersunterschied 😜
Herzensgrüße, Julia
Oh wie schön, dass du mir schreibst. Da freue ich mich wirklich! Da gibt es ja viele Gemeinsamkeiten. Alles Liebe dir!