Wir haben ein Schulkind.

Später weiß man mehr. So ist es doch immer.

Wir hatten vorher nicht viel Ahnung. Ich habe versucht, Emilian so viel wie möglich vorzubereiten, natürlich. Ich war selbst auch ganz neugierig und gespannt. Und wir haben die Schule angeguckt, den Schulhof kennengelernt.
Aber wenn man das erste Kind einschult und das Kind nicht gleich von sich aus neuen Situationen und Veränderungen in die Arme springt, und wenn die Mama da wahrscheinlich noch eine Kindheitserinnerung aufarbeiten muss, dann bleibt immer eine Rest-Anspannung.

Die Einschulungsfeier am Nachmittag war klein und ruhig geplant, also war ich mit den Vorbereitungen schnell fertig. Die Schultüte bastelte ich, während die Jungs im Urlaub waren. Ich kaufte Süßigkeiten und kleine Spielzeuge, ein Hörspiel und Bücher. Das „praktische“ Zubehör für die Schule war schon fertig in der Tasche, also konnte in die Tüte mehr „Schönes“.

Emilian war in den letzten Ferientagen sehr gut drauf. Er genoß die freien Zeiten am Vormittag mit Mama und Papa, er wuselte hier und da und ein bißchen Langeweile vor der Schule kam auch sehr gelegen. Wir gingen uns tatsächlich in den ganzen 7 Wochen (Minus zwei Urlaubswochen) erst ganz am Ende auf die Nerven.

Den allerletzten Ferientag verbrachten wir mit Freunden in Elstal auf dem Erlebnishof. Dort sind wir so gerne! Das Wetter war gut, die Kinder brauchten nur Wasser und Sand und wir alle waren glücklich und entspannt.

Als ich am Abend vor der Einschulung mit ein paar Freundinnen in ein Restaurant ging, wurde Emilian dann ein bißchen anhänglich und unglücklich. Ich blieb auch nicht lange, denn ich war aufgeregt und die Wecker würden am Samstag um 7:00 Uhr klingeln.

Noch in der Nacht probierte ich ein paar Kleider aus, entschied mich für das kleine Schwarze und legte Emilians Kleidung bereit. Bevor ich mich ins Bett legte, stellte ich mich ein paar Minuten an Emilians Bett und gab mich meinen sentimentalen Mama-Momenten hin.
Da lag mein Baby! Schlafend sah er fast noch so aus, wie früher. War das schon so lange her? Wie schnell sind 6 Jahre vergangen!

Um 6:57 Uhr stand Emilian fertig angezogen – samt Weste und Fliege –  strahlend an meinem Bett! Ich fragte ihn, ob er sich denn mit den schicken Sachen noch zu mir kuscheln könnte und er setzte sich vorsichtig neben mich.

Liam war deutlich schwerer aus dem Bett zu kriegen. Wir machten uns fertig und schafften es tatsächlich auch noch, unser Pancake Frühstück zu machen! Das machte den Samstag ruhig und normal.

Vor 8:30 Uhr standen wir vor der Haustür und überreichten Emilian seine Schultüte. Ich glaube, er hatte mit einer etwas kleineren Version gerechnet, denn seine Augen wurden groß und staunend – und so ein Blick an diesem Morgen bedeutet viel.

Liam bekam die kleinere Version und war mindestens genauso glücklich – er juchzte und tanzte und ließ die Tüte die nächsten Stunden nicht aus der Hand.

Es war noch angenehm kühl draußen. Papa trug die Schultüte – Emilian konnte sie nicht für drei Schritte tragen – und wir gingen los. Unterwegs trafen wir so viele andere Familien und lächelten uns ermutigend an, wie Verbündete auf einer Reise.

Emilian flitzte mit der Tasche auf dem Rücken neben uns her. Er war so fröhlich und glücklich und sah genauso aus, wie diese kleinen großen stolzen Erstklässler eben aussehen. Ich gebe zu, dass ich damit nicht gerechnet, es mir aber soo gewünscht hatte. Und tapfer behielt ich meine Gedanken und Emotionen bei mir.

Wir fanden gerade noch genug Plätze in der Turnhalle – allerdings nicht nebeneinander. Emilian ging mit Papa nach vorn und setzte sich neben seinen Kindergarten-Freund auf die Bank. Einfach so.
Papa blieb mit der Kamera am Rand stehen, ich saß mit Liam neben meiner Schwiegermutter und meine Freundin und meine Schwester standen hinten. Auch Emilians Cousine wurde am Samstag eingeschult, in einer anderen Schule und zu einer anderen Zeit, so konnte die Oma an beiden Veranstaltungen teilnehmen.

Ich konnte Emilian nicht sehen und beobachtete andere Familien, Erstklässler, Lehrer und Großeltern. So ein aufgeregtes Gewusel!

Die Direktorin sprach ein paar kurze, ganz tolle Worte an die Kinder und hatte sofort deren Aufmerksamkeit. Sie erzählte, dass man zum Lernen nicht nur den Kopf und ein paar Stifte bräuchte, sondern auch das Herz und die Hand. Denn „was man gern mag, das vergisst man nicht so schnell“.

Die Zweitklässler führten ein süßes Theater-Stück auf. Liam stand – mit seinem Schultütchen in der Hand- auf meinem Schoß. Es wurde stickiger und die kleinen Geschwister wurden unruhiger… und dann wurden die Kinder aufgerufen.

Zuerst die 1a.
Wie klein diese Menschlein waren, die dort stolz nach vorn trappelten und der Lehrerin die Hand reichten!
Auf der anderen Seite hielten die Eltern den Moment mit der Kamera fest und mussten dann fast von der Direktorin festgehalten werden, um der Klasse, die die Halle hinten verließ, nicht gleich vorn wieder entgegen zu laufen.

Die Lehrerin der Klasse 1b kam ans Mikrofon und als sie gleich nach dem ersten Kind meinen Sohn aufrief, kam er einfach so nach vorn, gab ihr die Hand und stellte sich neben sie. Einfach so. Einfach so!
Vielleicht überrascht euch das nicht – aber ich konnte nicht glauben, dass das tatsächlich so passiert war. Emilian lächelte in die Menge und als später sein Freund dazu kam und auch noch eine Freundin aus einer anderen Kindergartengruppe aufgerufen wurde, da standen die drei strahlend nebeneinander und nichts könnte mehr schief gehen.

Wir Eltern tauschten einen stolzen Blick und hörten weiter den Worten der Schulleiterin zu. Ich finde sie so toll und ich habe ein sehr gutes Gefühl, Emilian in diese Schule einzuschulen.
Als dann die halbe Stunde aber um war und sie den Abschiedsworten näher kam, konnte ich nicht mehr still auf meinem Stuhl sitzen. Ich wartete im Sprung ihr „Tschüß und eine schöne Feier!“ ab und steuerte schnell Richtung Ausgang zu – so schnell das die anderen aufgeregten Eltern und ein Babybauch im „kleinen schwarzen“ eben zuließen.

Vor der Klassentür war nicht weniger Gedränge. Wir wurden gebeten zu warten, bis die Tür aufging. Endlich durften wir eintreten – und da stand die ganze Klasse vor der Tafel und jedes der Kinder hielt eine große Sonnenblume in der Hand. Haaaach.
Alle Kinder hatten ihren Namen an die Tafel geschrieben – oder es versucht – und standen da ganz ruhig, bis die Fotos gemacht waren. So süß!

Emilian strahlte uns an, das viel zu große Hemd hing ihm bis zu den Knien aus der Hose, aber er überreichte uns die Blume und zeigte den Platz, auf den er sein Namenskärtchen gestellt hatte.

Meine Eltern kamen, wir machten ein paar Fotos im Klassenraum und mit der Lehrerin und lächelten die anderen Familien freundlich und viel entspannter an.

Auf dem Weg nachhause trafen wir meinen Bruder mit Frau. Emilian begrüßte sie und wir ließen uns auf die schattige Terrasse plumpsen.
Emilian zog Weste und Hemd aus und hatte den Inhalt seiner Schultüte in wenigen Minuten im Garten verteilt. Er staunte über die vielen kleinen und großen Schätze und war wirklich ehrlich dankbar und fröhlich.

Ich konnte das Gewusel der Familie, die Süßigkeiten-Explosionen, von denen heute noch Spuren zu finden sind und die Feier sehr genießen. Wir verschickten erste Fotos an Freunde und sahen Emilian beim Auspacken zu.
Liam hatte sich in sein Bett zurückgezogen. Einerseits wollte er wahrscheinlich in Ruhe ein paar Süßigkeiten naschen, aber vielleicht war ihm auch der Trubel um Emilian ein bißchen zu viel…

Wir aßen leckere Burger, die mein Mann gegrillt hatte und feierten unser Schulkind. Das Schulkind hatte wenig Hunger und zog sich gleich nach dem Essen ins Kinderzimmer zurück, um ein neues Hörspiel anzuhören. Und Ruhe brauchte es auch.

Später kam ein Freund aus dem Kindergarten vorbei. Ich hatte kaum Kinder-Gäste gefunden, da alle Freundes-Familien selbst Einschulung feierten. Aber einen Gast hatten wir und die drei Jungs waren – ich sag das ziemlich oft – glücklich und entspannt.

Der Tag WAR wirklich so: Entspannt.
Wir waren ungefähr 13 Personen und für unsere Verhältnisse ist das ein kleiner Haufen. Meine Mama machte uns in der Sonne auf der Terrasse frische Waffeln und so musste ich nichtmal einen Kuchen vorbereiten. Die Jungs spielten mit Opa und meinem Bruder. Ich blätterte mich durch eine Informationsflut in der Postmappe und lernte Schulregeln, fand einen Lageplan, Notfallnummern und die Benachrichtigung, dass an den ersten drei Tagen verkürzter Unterricht stattfinden würde.
Später bastelten wir große Papierboote und gingen an den Kanal, um sie schwimmen zu lassen. Emilian wurde von einer Wespe gestochen und von einer Zecke gebissen – viel wichtiger war aber, dass die Boote den großen Dampfer überlebten, der sie überholte.

Ich war und bin sehr glücklich für so eine schöne Einschulung! Die Schule und das Personal, das Wetter, meine Familie und viele Geschenke von Gott haben den Tag zu etwas Besonderem für uns gemacht!

Von den ersten Schultagen schreibe ich dann im nächsten Eintrag.

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