Refugees Welcome

Gestern bin ich zum zweiten Mal zu einem Ort, an dem Flüchtlinge untergebracht sind, gefahren. Zu beiden Adressen dauerte die Fahrt mit dem Auto etwa 12 Minuten – und das waren nichtmal die Heime, die unserem Haus am nächsten liegen.

Mit Freundinnen, die regelmäßig zum Frühstück kommen, habe ich die Spendenaufrufe unseres Bezirks verfolgt und zusammen haben wir gesammelt. Tiefe Teller, Schnellhefter, Turnschuhe für Männer.
Hygieneartikel werden benötigt. Zahnbürsten, Damenbinde, Shampoo, Feuchttücher, Seife. Wir alle wissen, wie wichtig solche Kleinigkeiten für uns sind.

 

Shampoo
Ich habe zwei Duschbäder von Avon aussortiert und festgestellt, dass die Beschriftung auch in arabisch auf der Flasche steht. Zeug von Avon zu spenden, wäre also eine gute Idee!

Durch die präzisen und aktuellen Angaben auf der Website können wir wissen, dass unsere Spenden gebraucht werden. Gestern zum Beispiel wurde ein Spendenstopp gepostet, denn die Lager sind voll.
Nur noch AB Fahrscheine werden benötigt. Und Babytragen oder Tragetücher. Dringend.

Die erste Adresse führte mich zu einem Lager neben einem Heim für minderjährige Flüchtlinge. Es sah aus, als würde dieses Lager auch sowas wie ein Trödelmarkt sein, denn dort standen zum Beispiel viele Möbel oder auch Gemälde mit Preisschildern.

Die Einfahrt zur Spenden-Annahme ist gut ausgeschildert und ich hätte direkt hinter dem Zaun stehen bleiben und klingeln können.
Weil ich das nicht wusste, fuhr ich etwas weiter auf den Hof.
Zwei Mitarbeiter zeigten mir den Weg und ein kleiner freundlicher Mann mit russischem Akzent führte mich zu seinem Chef, nachdem er mein Anliegen gehört hatte.
Ich hatte im Internet gelesen, dass die Spenden eventuell vor dem Abgeben begutachtet werden sollen – und so erklärte ich, was ich abgeben könnte.
„Zuerst einmal vielen Dank für Ihr Spendenangebot“, sagte der „Chef“ zu mir. Er wollte wissen, wie ich von dem Spendenaufruf gehört hatte. Die Zeitangaben auf der Website waren nämlich falsch und scheinbar nur durch Zufall hatte ich ihn dort angetroffen.

Von Weitem schon sah er die Regale, die ich im Kofferraum hatte – und er wollte sie. Die Kisten mit den Tellern nahmen die Mitarbeiter auch mit und mit Handschlag bedankte sich der Chef noch einmal bei mir. Im Nachbargarten sah ich ein paar Jugendliche sitzen – aber wirklich nur in der Ferne.

Inzwischen hatte das Containerdorf in unserer Nachbarschaft geöffnet, wir waren beim „Tag der offenen Tür“ gewesen und die Verantwortlichen waren und sind noch immer überwältigt von dem Hilfsangebot der Nachbarn aus Steglitz/Zehlendorf.
Ende August sind die ersten Bewohner eingezogen, aber sie werden in Ruhe gelassen und sollen sich langsam an ihre Bleibe gewöhnen können.
In dieses besondere Containerdorf für kranke, schwer traumatisierte oder behinderte Flüchtlinge ziehen Menschen, die schon länger in Berlin leben. Sie sind also sowohl mit der Sprache, als auch mit unserer Berliner Luft schon ein wenig vertraut.
Heute Abend findet ein Treffen für alle freiwilligen Helfer statt und dann werden wir erfahren, wo und wann unsere Hilfe gebraucht wird.

Mit Liam bin ich gestern Nachmittag also zu einem weiteren Containerdorf gefahren.
Zwei Freundinnen hatten Hygieneartikel gepackt und ich habe eine Tüte Spielzeug aussortiert.
Ich kann euch sagen: Eine Kiste mit altem Spielzeug zu packen und sie monatelang in die Abstellkammer zu stellen ist eine Sache. Aber diese Kiste dann für immer ab- und wegzugeben ist eine ganz andere.
Bei jedem Spielzeug, das letztendlich in der Tüte landete und das meine Jungs seit 2 Jahren kaum eines Blickes gewürdigt hatten, kannte ich die dazugehörige Geschichte.
Das hier hat Liam zur Geburt von … bekommen. Und das haben sie von … bekommen und wir haben damit immer … gespielt. Und das hier, ach das war damals ganz wichtig, um … .
Am Ende hätten die Kinder noch viel mehr gegeben, aber ich habe sie erstmal ein bisschen gebremst. Nostalgik und so. Die nächste Tüte kommt bestimmt.

volle Tüten

Wir fanden das Containerdorf schnell, obwohl die Hausnummer dem Navi natürlich noch nicht bekannt war. Die weiß-bunten Container leuchteten in der Sonne, viele Kinder spielten in der Einfahrt, ein buntes Willkommen-Schild hing am Zaun.

Containerdorf
Der Pförtner war gerade damit beschäftigt, einer anderen Spenderin und einer Bewohnerin aus Bosnien beim Sortieren und Übersetzen zu helfen.
Er sah meine Tüten, freute sich über das Spielzeug, nahm sie mir ab und bedankte sich. Das war’s.

An beiden Tagen konnte ich die Dankbarkeit spüren, die mir entgegengebracht wurde. Ich weiß natürlich nicht, wer genau unsere Spenden bekommt. Aber es fühlt sich gut an, ein Teil von etwas Größerem zu sein. Es tut nicht weh und es ist das mindeste, was ich tun kann.

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