Kindersprüche

Heute, an Tag 6 ohne Papa, habe ich versucht, was aus den Aufräum-Streit-Fehlern der letzten Tage zu machen. Es gibt die Idee, einen Tag mal nur „Ja“ zu allen Fragen der Kindern zu sagen. Zu allem. Natürlich mit Aufsichtspflicht und Schadensbegrenzung. Das mache ich vielleicht auch mal 🙂

Heute habe ich es dabei belassen, sie einfach mal machen zu lassen. Emilian hörte ein Hörspiel und saß lange in Schlafsachen rum. Liam spielte und baute. Wir puzzelten, sie bauten eine Höhle und malten. Ich konnte dann meinerseits so in Küche und Internet rumwuseln. Wir haben aussortiert, weggeworfen und aufgeräumt. Wir hatten keine Pläne und keinen Stress, es sieht den Umständen entsprechend ordentlich bei uns aus, aber es gab keinen Streit, kein Geschrei, keine Tränen und keinen Nervenzusammenbruch!
(Liam steht grad neben mir, seufzt zufrieden und sagt: Schöne Tag! High five machen?“)

Die letzten Tagen waren neu, aufregend, ungewohnt und herausfordernd. Aber wir finden uns. Hoffe ich. Was nicht heißen soll, dass ich mich daran gewöhne! Nämlich nicht. Ich bin kein Mensch für die Einsamkeit, oh nein! Emilian würde sagen: „Aber du hast doch uns!“ Aber trotzdem.

Vor dem ins-Bett-gehen haben wir mit Papa geskypt. Liam hat ein bißchen komisch geguckt und es gab kurz einen Moment, in dem ich dachte: Gleich fängt er zu weinen an. Aber Emilian hat schön erzählt und gefragt. Als Papa „Gute Nacht“ gesagt hat, sagte Emilian „Hab einen schönen Tag.“ Das hat er also verstanden. Beide Jungs schlafen jetzt mit im Schlafzimmer. Irgendwie war die Sehnsucht dann doch zu groß. Emilian schlug sogar kurz vor, dass wir ja jetzt „für immer und ewig“ hier zusammen schlafen könnten.. Papa könnte ja auch im Kinderzimmer schlafen.
Ähm.. Nein!

 

Es gibt neue Kindersprüche:

 

* Liam lernt, in Sätzen zu sprechen und gibt dann die verschiedensten Kombinationen von sich. Er strengt sich an und ist meist gut zu verstehen. Er sagt noch nicht viele Wörter, aber die, die er kennt, sagt er oft. Wenn er sich verstanden fühlt, sagt er gern: „Ja! Das meinte iss!“
Abends aus dem Bett kam einmal: „Popo aua. Hab ich.“

 

* In einem Spielzeug-Geschäft durfte er mit einer kleinen Gitarre spielen. Auf dem Weg nachhause erzählte er dann ganz aufgeregt: „Ich dooß bin, ich Gottesdienst, dooße Bühne. Ohne Papa. Und ich sing!“

 

* Wir merken, dass Wörter und Sätze ihn gerade richtig interessieren, weil er sich viele Zeilen oder Sätze aus Lieder, Geschichten, Filmen merken kann. Emilian hat das auch gemacht. Und er macht das immernoch. Welche Wörter der manchmal sagt!
Liam spielte vor sich hin und wir hörten immer wieder den Satz: „Keiner mag mich.“
Aber es gibt eben ein Lied dazu 🙂

 

* Emilian sieht ein Disney-Bild von Arielle und sagt:
„Guck mal, Mama. Da ist Arendell, die Meerjungfrau!“
(Arendell heißt das Schloß, in dem Anna und Elsa wohnen)

 

* In einer winzigen Ecke unseres Wohnzimmers entdeckte Emilian einen kleinen Ohrenkneifer, der kopfüber in einem Spinnennetz hängt und um sein Leben zappelt. Wir beobachteten, wie die Spinne versuchte, ihn einzuwickeln. Die Spinne hat gerade mal die Größe einer seiner Zangen und somit keine Chance. Aber der Ohrenkneifer kam nicht frei. Ganz gebannt starrten die Kinder auf das Netz. Wir entschieden, den Ohrenkneifer zu retten. Ich nehme einen Stift, lasse ihn raufkrabbeln, ziehe ihn vom Netz ab und bringe ihn nach draussen. Weit weg. Mehr Liebe bekommt ein Ohrenkneifer nicht von mir. Die Spinne verschwandt und ich entfernte das Netz. Ist ja schließlich unser Wohnzimmer. Als alles überstanden ist, atmet Liam erleichtert aus und sagt: „Ljumbaba (Wunderbar)! Danke Mama!“

 

* Ich kenne kein Kind, das sich so oft bedankt, wie Liam das tut. Dass er ein Knaller ist und uns oft überrascht, wisst ihr schon. Aber er kann echt so richtig höflich und aufmerksam sein. Von wem hat er das?
Fast bei jeder Hilfe, die ich ihm gebe – und das kommt oft vor, weil er eben ein kleiner Knirps ist – bedankt er sich.
„Danke Mama, du helfen hast.“
„Dankesön Mama, mir Trinken geben hast.“
„Ooooh, guck mal, Mimi! Bonbons. Danke Mama!!!“
Und so weiter.

 

* Die Kinder toben mit Papa.
Ich komme dazu und Liam sagt: „Guck mal, wir lumpoben!“ (rumtoben)

 

* Einmal creme ich Liam beim Wicklen nicht den Popo ein.
Sein Kommentar: „Hää? Nich Butta ran?“

 

* Emilian findet eine Muschel am Strand, die nicht zerbrochen ist.
„Guck mal, ich hab keine kaputte Muschel gefunden.“

 

* Emilian erzählt mir am Morgen ausführlich von seinem Traum. Als er fertig ist, frage ich Liam, ob er auch etwas geträumt hat. Ich sehe ihm an, dass er nicht so richtig weiß, aber gern antworten würde. Also erzählt er:
„Ich bäumt hab…. weißt du.. ich bäumt hab…warte mal.. ich bäumt hab…aaah.. ich Erdbeerland fliegen. Mit Papa.“

 

* Papa liegt auf dem Boden, die Kinder tummeln sich auf seinem Rücken. Dann fangen sie an, ihn zu kitzeln. Papa bewegt sich nicht und Emilian sagt: „Wir erwarten, dass du lachst.“

 

* Emilian wird in der Nacht wach und bittet um Trinken. Ich nehme seine Flasche, sehe, dass sie ein bißchen schmutzig ist und putze kurz an ihr herum. Emilian kommt schlaftrunken aus dem Bett, setzt sich auf den Küchenschrank und sagt: „Darf ich dir ein bißchen zugucken? … Genauer gesagt: Was machst du da eigentlich?“
„Ich putze kurz deine Flasche.“
„Da ärgert sich der Dreck aber, dass er da nicht wohnen darf…“

 

* Ich habe euch schon davon erzählt, dass ich mich mit Emilian über Optimismus und Pessimismus unterhalten habe. Ich erzählte ihm also, was es mit „die Dinge gut sehen“ und „die Dinge schlecht sehen“ auf sich hat und frage: „Wie heißt das nochmal? Optimismus und….?“
Seine Antwort: „Und Pechimissmus! Weil der andere hat ja Pech.“

 

* Die Jungs haben zwei Trillerpfeifen und ab und zu drehen sie damit ein bißchen durch. Emilian stand in der letzte Woche genau vor mir, ich kniete und er fragte, ob er pfeifen dürfe. Ich erlaubte es, er pfiff los – ohne mir zu sagen, dass er im Bad die ganze Pfeife mit Wasser befüllt hatte. Ihr glaubt nicht, wieviel Wasser da raus kommt…

Im Auto haben wir das Pfeifen verboten, weil es echt im Ohr schmerzt. Scheinbar hatten wir gesagt: „Bitte pfeift beim Fahren nicht!“, denn kaum standen wir an der Ampel, fragte Liam: „Jetzt Huute?“
(Ich glaube, er nennt das Ding „Huute“, weil man beim Pusten „Huuuuh“ macht…)

 

* Kurz nachdem im Kinderzimmer das Licht ausgemacht wurde und Ruhe eingekehrt war, rief Emilian: „Wenn ich fragen darf.. Warum ist mein Becher immernoch voll mit schlechtem Wasser?“
(Das Wasser war noch von letzter Nacht)

 

* Ich friere und seufze: „Haach, ich vermisse meine Badewanne!“
Liam guckt mich fragend an und sagt: „Hää? Nur ‚lias!“
(Das ist mein Bruder, der in unserem Haus wohnt – und unsere Badewanne benutzen darf)

 

* Wenn Papa die Kinder ins Bett bringt, dürfen sie kurz vorher noch einmal zu mir kommen und „Gute Nacht“ sagen. Emilian flüstert mir manchmal was ins Ohr – und Liam wäre nicht Liam, wenn er mir dann nicht auch plötzlich etwas zu flüstern hätte. Irgendwas.
„Du Mama…. weißt du…. ähm…. weißt du… immer Pancake, odaa?“

 

* Beim Tischdecken fällt Liam die Wurst unter den Tisch und alle Scheiben landen auf dem Teppich.
„Oh meine Güte… ganze Wurst aus’elaufen!“

 

* Emilian sagt zu mir:
„Ich hab fast gedacht, du bist ganz stark!“
Später erklärte er dann, dass er meine langen Haare gesehen hat und an die Geschichte von Simson in der Bibel denken musste. (Simson war sehr stark, solange er sein Haar nicht schnitt)

 

* Wir skypen mit Oma und Opa.
Die Verbindung steht, noch bevor einer von uns den Mund öffnen kann, sagt Liam: „Naa? Was gibt’s?“

 

* Wenn ich die Kinder von der Kinderbetreuung abgeholt habe, setzen wir uns normalerweise noch für eine halbe Stunde auf den Spielplatz. Die Jungs essen in der Frühstückszeit eher wenig, das meiste heben sie sich für diese Pause mit mir auf. In der letzten Woche flitzte Liam mit seiner Tasche vor, wählte einen Platz auf einer kleinen Mauer aus und sagte: „Iche hier mütlich machen!“

 

* Wir Großen sehen unsere abendliche Serie. An einer spannenden Stelle sage ich „Oh nein!“. Und sofort rappelt es in Liams Bett. „Was Mama? Was oh nein?“

 

* Mein Mann verschluckt sich beim Essen und hustet. Liam sieht ihn an und fragt: „Was los, alter Mann?“

 

* Immer wieder mal frage ich Liam, ob er auf die Toilette gehen möchte. Wenn er verneint, sage ich: „Aber du bist doch schon groß, oder?“
Liam: „Nein! Nicht groß…. fast!“

 

* Emilian sucht einen Grund, um mich nochmal an sein Bett zu locken.
„Mama, ich möchte dir was super-wichtiges sagen!
Mama. Was sein soll, soll sein! Wenn ich dich rufe, sollst du kommen. Wenn ich dich nicht rufe, sollst du nicht kommen. Wenn ich Papa rufe, soll Papa kommen. So soll es sein. Und dann ist die Welt in Ordnung.“

 

* In einen neuen Geburtstagskalender habe ich die Namen unserer Freunde und Verwandten eingetragen. Emilian, der jetzt lesen übt, probiert ein bißchen. Er nahm das Buch eines Abends mit ins Bett und rief dann plötzlich: „Mama hat am 4. Ostern Geburtstag!“

 

* Eines Morgens werde ich wach, weil Liam neben meinem Bett steht. Er zieht immer wieder an einem einzigen Haar von mir und flüstert: „Ding Dong.“
(Was in seinem Kopf so los ist….)

 

* Papa sitzt auf der Couch und Liam versucht, auf Papas Bein zu balancieren. Er sieht mich an und fragt: „Mein Körper duut?“

 

* Ich bitte Liam, seine Schlafanzughose auszuziehen. Er hat anderes im Sinn, stapft davon und schimpft: „Letzte Zahl heißt No!!“

 

* Beim Spielen mit kleinen Figuren höre ich Emilian sagen: „Jetzt fahren wir zu meinem Quacks Alva!“ (???)

 

* Im Geschäft läuft ein Lied von Christina Aguilera.
Emilian sagt: „Die hatte eben eine liebliche Stimme… es klang so traurig.“

 

* Mama, wenn wir wieder zuahause sind, dann gehen wir in ein…. wie heißt das Haus, wo man Filme gucken kann?“
„Kino.“
„Ja! Dann gehen wir in ein Kinderkino und gucken einen ordentlichen Film!“

 

* Eines Morgens höre ich, dass Emilian laut weint. Ich gehe in die Küche und sehe ihn auf dem Waschbeckenrand knieen. Er wollte einen Apfel schneiden, hat sich in den Finger geschnitten und spült jetzt das Blut ab. Es blutet sehr und er schluchzt und zittert. Als ein Pfalster drum ist, beruhigt er sich. Minuten später kommt er an mein Bett, fängt wieder zu weinen an und sagt: „Ich hab‘ Angst, dass ich jetzt nicht mehr Fahrrad fahren kann.“

 

* Die letzten Tage waren zusätzlich herausfordernd, weil Emilian schlecht gehört hat. Erkältungsbedingt. Er hatte das in den letzten beiden Wintern auch und es endete jedesmal in einer Mittelohrenentzündung. Weil ich das hier auf jeden Fall vermeiden wollte, bekam er regelmäßig Nasenspray und Zwiebelsaft. Der Zwiebelsaft hat beide Kinder schnell gesund gemacht! Trotzdem konnte Emilian wirklich nicht gut hören. Musik musste lauter sein, ich sollte lauter sprechen und musste viieel wiederholen und auch er redete sehr laut.
Weil er viel schniefte und aber jetzt schnauben kann, sagte ich: „Emilian, versuch‘ doch mal zu schnauben!“
Er nahm das Taschentuch, hielt es sich vor die Nase und schnaubte. Und dann sah er mich mit großen Augen an: „Mama! Es hat zzsch in meinem Ohr gemacht und jetzt höre ich wieder richtig!! Ich kann wieder alles hören!“
Ich sah wirklich sofort, wie sein Gesichtsausdruck und sein Spielen sich veränderte, weil er wieder „bei uns“ war.

 

* Vor ein paar Tagen habe ich Liam noch einmal dazugebracht, Mittagsschlaf zu machen, weil er ziemlich fertig war. Am Abend konnte er nicht einschlafen. Nicht! Er sang und spielte und erzählte und versuchte, aus dem Bett zu klettern. Weil er das jetzt sowieso kann, nahm ich ihn mit ins Wohnzimmer. Er genoß diese aussergewöhnliche Situation sehr, rührte sich aber nicht von der Stelle. Als ich mit meinem Sport fertig war und irgendwie auch ins Bett gehen wollte, fragte ich ihn, ob ich ihm einen Kakao machen sollte.
„Ja. Dann nochmal Zähne putzen. Nicht so bleiben!“

 

* Es gibt ein Lied, das Liam schon lange singt:
„Mein Gott ist so groß,
so stark und so mächtig.
Unmöglich ist nichts meinem Gott. Nein. Nein.“

Jetzt hat er auch die Strophen gelernt.
„Die Berge sind Sein.
Die Flüsse sind Sein.
Die Sterne schuf alle der Herr.“
Liam singt:
„Die Berge sind Sein, die Pfützen sind Sein…“

 

* Im Auto fragt mich Emilian: „Warum bin ich denn kein Rentier geworden?
Mama: „Ich glaube, Gott wollte, dass du ein Mensch wirst und dass du Emilian wirst.“
Emilian: „Und warum bin ich kein Mädchen geworden?“
Ich erzähle ihm, dass ich mir immer gewünscht habe, dass mein erstes Kind ein Junge wird und dass er ein Geschenk von Gott für Mama ist. Er sagt: „Ja, und du bist auch ein Geschenk für mich.“
Da schaltet sich Liam ein: „Beste Mama, odaa?“

 

* Ich möchte den Kindern Unterhosen kaufen. Eine Packung. Es gibt sie mit Bildern von Nemo, Lego, Thomas die Eisenbahn, Olaf, … Sie können sich nicht entscheiden. Liam hat sich die Packung mit den Unterhosen von Thomas Eisenbahn ausgesucht und sie natürlich schon in den Wagen gelegt. Emilian weigert sich und möchte einen „cooleren“ Aufdruck auf seinen Schlüppis haben. Liam lässt keine Kompromisse zu und so sagt Emilian dann irgendwann: „Na gut.. dann nehmen wir die, die Liam möchte. Ich hab das Gefühl, er ist sonst traurig…“

 

* Als ich bei youtube einen Film für die Kinder aussuche, sagt Liam immer wieder ein Wort, das ich nicht verstehe und keinem Film zuordnen kann. Zwei Tage später singt Emilian einfach so ein Lied aus dem Film und Liam sagt fröhlich: „Jaa, das meinte ich!“ Ich hab kurz zugehört und wusste dann tatsächlich, welchen Film er sehen wollte.

 

* Nach einem vollen Tag laufen wir zurück zum Auto und Liam ruft: „Söönes Tag, odaa?“

 

* Wir trinken einen neuen Saft.
Emilian: „Wenn man genau hinschmeckt, merkt man, dass der Saft auch sauer ist!“

 

* Emilian sagt beim Frühstück, mehr zu sich: „Mein Mund tut weh.“
Liam fragt: „Neuer Zahn???“
(Wenn Liam Schmerzen im Mund hatte, hat Emilian ihm gesagt, dass dann ein neuer Zahn wachsen würde.)

 

* Beide Kinder sollen einen Schluck Zwiebelsaft nehmen. Emilian nimmt zwei und Liam möchte nicht. Er sagt: „Mein Körper duut!“

 

* Papa hat versprochen, den Kindern Fotos von seiner Safari zu schicken. Er sagte, sie würden da sein, wenn wir morgen aufwachen. Emilian war sofort aufgeregt und sagt: „Mama, dann wecke ich dich morgen früh und dann sage ich „Schlaf schön weiter“ und dann gucken wir auf dein Handy, ob die Fotos da sind.“

 

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