Unsere Woche

Unser Besuch ist bereits gestern gut in Kanada gelandet.
Sie war „nur“ 8 Tage bei uns und wir haben diese Tage so vollgestopft, wie es nur ging. Die Abende waren voll mit Wein, Filmen und langen Gesprächen. Ich mag es nicht, Stunden nach meinem Mann ins Bett zu kommen, aber diese Gespräche haben mir auch gefehlt. Und deswegen nämlich musste so ziemlich alles andere warten. Haushalt, Wäsche, Schlaf, Blog, meine Bücher… (Was sind eigentlich Bücher und was macht man damit, bzw. wann???)

Aber diese Woche, so voll sie auch war, war toll!
Ich habe noch nie so oft gesagt: „Oaah, ist das schön hier!“
(Achtung: Langer Blog-Eintrag!)

 

Am Freitag haben wir unsere Freundin gleich nach MOPS vom Flughafen abgeholt. Mit einer traditionellen Begrüßungs-Portion FrozenYogurt haben wir sie willkommen geheißen. Emilian war sehr glücklich, sie wiederzusehen. Ich weiß nicht, ob Liam ein paar Minuten brauchte, um sich an sie zu erinnern… Dass wir am Flughafen noch einen alten Bekannten aus Berlin getroffen haben, war sehr komisch.

 

Am Samstag haben wir mit einem Pancake/Bacon-Frühstück angefangen. Danach sind wir ein bißchen durch die Gegend gefahren, haben süße sehr preiswerte Kostüme für die Kinder gekauft und ein paar Läden angeguckt. Am frühen Nachmittag haben wir ihr unsere Kirche präsentiert. Dafür geben wir den Gästen nämlich gern ein bißchen länger Zeit. Ich durfte mit meiner Freundin in den Gottesdienst gehen, mein Mann blieb mit den Kindern auf der Spielwiese.

Unsere Kapelle be Nacht

 Kapelle bei Nacht

Am Sonntag haben wir uns einen neuen Campus von Mariners Church angeguckt. Huntington Beach. Es gibt fünf und wir kennen jetzt vier. Emilian hat sich entschieden, zur Kinderbetreuung zu gehen. Er kann natürlich wählen und weiß, dass die Alternative zum Kindergottesdienst der Gottesdienst der Erwachsenen bedeutet. Still sitzen und ruhig sein. Kinderbetreuung bedeutet zwar malen, spielen, toben.. aber eben auch: Neue Menschen, fremde Sprache. Ich bin stolz, dass er oft den Mut findet, zum Kindergottesdienst zu gehen.
In Huntington Beach gibt es eine kleine „deutsche“ Ecke und so sind wir nach dem Gottesdienst zum Mittag essen zum „Octoberfest“ gegangen. Naja… Es fühlt sich deutscher an, als Amerika, aber weniger deutsch, als in Deutschland. Aber es gab Weisswurst, Bier und Brezeln – auf Nachfrage auch süßen Senf.
Huntington Beach hat ausserdem einen wunderschönen Strand und dort waren wir bis zum Sonnenuntergang. Mit Live-Musik, Seifenblasen und sogar einer Robbe im Pazifik war das ein wunderschöner Abend an einem weiteren schönen Strand in Orange County.

Ein schöner Abend in Huntington Beach

Huntington Beach

Seifenblasen

Live Musik

 

Am Montag waren wir in Disneyland!!!
Diesem Tag gebührt eigentlich ein eigener Blog-Eintrag, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe.
Disneyland, the happiest place on earth….
Dank einiger Beiträge im Internet waren wir gut vorbereitet. Zum Beispiel hatten wir vorher Leuchtstäbe für den Abend gekauft – in Disneyland wären sie zehnmal so teuer gewesen. Wechsel-Kleidung und Spuck-Tüten haben wir nicht gebraucht, aber ein paar andere Tipps, was zBspl. die Reihenfolge im Park angeht, konnten wir nutzen.
Sehr, sehr, sehr zum Dank eines Freundes, der uns mit Hilfe einer Freundin ohne Eintritt nach Disneyland gebracht hat, (wir haben dadurch mehrere hundert Dollar gespart!) waren wir völlig entspannt und ohne große Erwartungen ob der unglaublichen Reizüberflutung. Für alle von uns. In den 12 Stunden, in denen wir dort waren, waren wir von Musik umgeben. Immer. Es war tatsächlich fröhliche Disney-Musik und aus den ganzen Filmen kannten wir auch das eine oder andere Stück. Manche Lieder machen einfach, dass du tanzend durch die bunten Gäßchen hüpfen musst. Aber es war eben Beschallung, rund um die Uhr. Ausserdem wird in den Strassen ein angenehm süßlicher Duft versprüht – es ist echt eine andere Welt!

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Und abgesehen davon gab es SO VIEL zu sehen, zu entdecken, zu tun, zu erleben, auszuprobieren. Es gab bekannte Figuren, bekannte Szenen, bekannte Film-Städte. Wir alle waren verzaubert! Und – wie sollte es anders sein? – es hatten doch tatsächlich noch eins, zwei, drei, zweihundert, neunhundert… andere Menschen an diesem Tag die Idee, nach Disneyland zu kommen… Warum das immer so sein muss?
Menschen allen Alters! nehmen es in Disneyland mit dem verzaubert-sein und dem glücklich sein sehr ernst. Das heißt: Wir waren vielleicht die einzigen, die nicht verkleidet waren. Ein Drittel der Menschen war richtig verkleidet, die anderen zwei Drittel hatten wenigstens diesen Haar-Reifen mit schwarzen Maus-Ohren. Und dann wir fünf dazwischen. (Okay, Liam hatte ein Mickey Maus T-Shirt an.. aber mehr hätten wir auch nicht gehabt.)
Es gab ALLE Disney-Verkleidungen, die ihr euch vorstellen könnt. Alle. Und Babys, Großeltern, sehr schöne und andere Menschen trugen Kostüme, die ihnen mehr oder weniger gut standen. Eher weniger. Oh my goodness! Kleine Babys in dicken Fell-Kostümen, Papa als Fred Feuerstein, Mama als Wilma, hunderte kleine Elsas vom Film „Frozen“. Kleine, perfekt geschminkte Mädchen. Weil es am Nachmittag eine extra Halloween-Party gab, gab es auch viele eher gruselig verkleidete Menschen. Aber das gehörte alles dazu, wir waren vorbereitet und hatten unseren Spaß!

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Wir versuchten, viel anzugucken und ein paar Attraktionen mitzumachen. Wie erwartet waren unsere Kinder eher zurückhaltend und überfordert, aber zu ein paar Abenteuern konnten wir sie überreden und die Freude war jedesmal groß. Ein Rennen mit den Cars-Autos, eine Schiffs-Fahrt durchs Land von Arielle, eine U-Boot-Reise auf der Suche nach Nemo, spielen in den Häusern von Mickey Maus und Goofy. Liam brach in Tränen aus, als Micky Maus dann tatsächlich neben ihm stand. Die Parade von Anna und Elsa. „Let it go“ in Endlos-Schleife. Wir drei Großen hatten auch unseren Spaß und ließen uns erschrecken oder durch die Luft wirbeln. Es hätte noch so viel mehr gegeben..
Der großartige und wunderbare Abschluss war die „World of Color“-Show. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es gab Disney-Musik und eine Springbrunnen-Show dazu. Wenn das Wasser besonders hoch spritzte, konnten kleine Film-Szenen auf das Wasser projiziert werden. Da waren dann die Leucht-Stäbe der Kinder gut.

 

Das Feuerwerk erlebten wir auch noch und völlig fertig, glücklich und verzaubert fuhren wir die nur 20 Minuten nachhause und fielen in unsere Betten.
Es war ein wunderbarer Tag, aber ich kann nicht glauben, dass es hier Familien gibt, die mehrmals im Jahr $600 für einen Besuch im Disneyland ausgeben!

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Am Dienstag brauchten wir selbstverständlich eine Pause. Wir ruhten uns aus, saßen am Pool und kauften ein. Unsere ersten beiden Kürbisse haben wir jetzt!

 

Am Mittwoch stand Laguna Beach auf dem Plan. Laguna Beach ist noch immer mein absoluter Lieblings-Strand und alle Gäste, die wir bis jetzt beherbergen duften, wollten mindestens zweimal dort hin. An diesem Tag kam ich am Strand mit zwei Frauen ins Gespräch. Die eine sagte: „Ich bin überall herumgereist: Süd-Amerika, Asien, Europa.. aber das hier… this is it!“ Und ich darf hier wohnen! (Schnapp-Atmungen)
Auf Wunsch von Emilian informierte ich ich vorher auf dieser Website über den Stand der Wellen. Ich konnte ihn beruhigen, denn an diesem Mittwoch war der Höchststand der Wellen am Morgen gegen 8:00 und sollte erst gegen 21:00 wieder erreicht sein. So einen Ebbe-Tag hatten wir noch nie und scheinbar ist Laguna Beach immer wieder anders schön. Das Wasser war sehr weit zurückgegangen und der Strand, der sonst auch mal nur 5m breit ist, war weit und wir hatten ihn fast für uns alleine. Weil kein LifeGuard mehr im Dienst war, durften wir auch mal ein bißchen auf den Felsen herumklettern. Wir fanden schöne Muscheln, Emilian buddelte Steine aus, wir bewunderten eine Gruppe Pelikane, die vor uns im Wasser landeten und sahen einem Düsenflieger zu, der die Worte „I love you Kent“ an den Himmel malte. Er (oder sie?) brauchte sehr lange dafür und ich fragte mich, wie sowas überhaupt geht. Weil ich so aufgeregt war, fragten mich die beiden Frauen, ob der Schriftzug für mich sei.. Nein, leider nicht – aber so eine Liebeserklärung sieht man auch nicht jeden Tag!
Weil ich dran war, für die rooted-Gruppe Frühstück mitzubringen, buk ich ein deutsches Backmischung von Ikea Brot und machte Mamas Pistazienbutter.

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Am Donnerstag war ich mit meiner rooted-Gruppe verabredet. Die Kinder verschwanden in der Kinderbetreuung. Mein Mann ging zur Arbeit und unsere Freundin war im Bookstore der Kirche verabredet. Um 11:30, als unsere Termine beendet waren, skypten wir kurz mit meinen Eltern und machten uns dann auf den Weg nach Los Angeles. Es war heiß, aber wir kamen schnell an. Weil wir diesmal erst zum Hollywood-Zeichen in die Berge fuhren, kamen wir plötzlich an den Universal-Studios vorbei. Ein Disneyland für Große. Haach, das wäre ja auch nochmal was…
Weil Liam schlief, kletterte Emilian mit unserem Gast die Treppen zum Aussichtspunkt hoch und sie machten Fotos von den berühmten weißen Buchstaben. Weiter sollte es zum Hollywood-Blvd. gehen. Die Strasse mit den Sternchen. Schon von weitem merkten wir, dass da irgendwas los war, denn die Strasse war gesperrt. Eine große Bühne stand dort, viele zugehängte Zäune, viele Polizisten und viele Menschen. Wir fanden einen Parkplatz, auf dem wir für 2 Stunden kostenlos parken durften. Das war schon ein Geschenk. Irgendwann erfuhren wir auch, dass Taylor Swift dort auf der Bühne stand. Nicht schlecht. Wir fotografierten ein paar Sterne, trafen Johnny Depp bei Madame Tussauds und tranken einen Eiskaffee bei Starbucks.

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Weiter führte uns unser Weg nach Beverly Hills. Langsam und überhaupt nicht neugierig fuhren wir durch die stillen, grünen Strassen und staunten über schöne Grundstücke mit noch schöneren Häusern. Wer da wohl so wohnt?
Nach Beverly Hills fuhren wir noch nach Santa Monica. Der Strand ähnelt dem von Hunington Beach und war natürlich wunderschön! Wir aßen bei „Bubba Gump Shrimp Company“ ein paar leckere Shrimps und warteten auf einen weiteren Sonnenuntergang. Jede einzelne Sekunde war ein tolles Foto wert! Die Kinder hatten keine Badesachen dabei und es dauerte nicht lange, bis sie nass und sandig waren. Aber sie waren so glücklich!

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Am Freitag brachten wir die Kinder wieder in die Kinderbetreuung, mein Mann machte sich mit ein paar Kollegen auf den Weg nach Mexiko und ich nahm meine Freundin mit zum MOPS-Treffen. An diesem Morgen erzählte je eine Mitarbeiterin an einem Tisch ihre Geschichte als Mama mit Gott. Wir redeten über Ehrlichkeit, über Freundschaften, über Mut und andere Eigenschaften, die wir als Mütter an anderen Personen bewundern. Am Ende saßen fast alle von uns mit einem Taschentuch da und wir waren einfach nur Mütter und Freundinnen.
Als es darum ging, die „Moms Night Out“ für November zu planen, lud eine von uns alle zu einem Eishockey-Spiel ein. Ihr Mann spielt in der Mannschaft im Ort. Dem Gekreische nach zu urteilen, wird das erstens ein besonderes Spiel und zweitens kommt man scheinbar schwer an diese Karten. Ich bin ja so gespannt! Mütter, die zusammen im VIP-Bereich das Eishockey-Spiel ansehen…

Weil am Nachmittag gegen 16:00 ein riesiger „Harvest Carnival“ auf den Wiesen der Gemeinde geplant war, nutzten wir die Zwischenzeit, um einen anderen Strand (ja, ich weiß.. gibt ’ne Menge hier) zu besuchen. Corona del Mar. Diesmal gab es keinen Sonnenuntergang zu sehen, aber Sand, Muscheln und Meer konnten wir auch so genießen. Der Strand in Laguna Beach ist ziemlich klein, aber alle anderen sind weit und „normal“ – da traut sich Emilian sofort ins Wasser zu hüpfen. Für uns war der Pazifik an dem Tag zu kalt.

Etwas zu früh kamen wir wieder in der Gemeinde an, aber das war gut so. Unsere Jungs hatten so die Möglichkeit, die Attraktionen in Ruhe und fast allein kennenzulernen und ausserdem hatten wir Zeit, ihnen einen Piraten-Hut aufzusetzen und ihnen ein Moosgummi-Schwert in die Hand zu drücken sie in ihre Piraten-Kostüme zu stecken. Es gab ein Karussell, verschiedene Tiere zum Streicheln, eine Mini-Achterbahn, Zuckerwatte, Kürbis-Spiele, ein Riesenrad, Kinder schminken… und „Trunk or Treat“. „Trick or Treat“ heißt hier der Halloween-Spruch, der bei uns „Süßes oder Saures“ heißt. „Trunk“ bedeutet „Kofferraum“ und „Trunk or Treat“ bedeutet also, dass ein paar Autos auf der Wiese stehen, der Kofferraum „halloweenisch“ geschmückt ist und Süßigkeiten von den Fahrern abgeholt werden können. DAS fanden meine Kinder toll. Liam ist einmal im Karussel gefahren und Emilian ist mit leuchtenden Augen im Ketten-Karussell gefahren. Ansonsten war es sehr laut und sehr sehr voll. Wir trafen ein paar Freunde, aßen einen Burger und als es dunkel wurde, fuhren wir nachhause. Am Sonntag wurde im Gottesdienst gesagt, dass 6.000 Menschen zum Karneval gekommen waren…

 

Am Samstag haben die Jungs am Morgen anderthalb Stunden mit ihren Freunden in Berlin geskypt. Eigentlich war es ein Hin und Her von „Zeig‘ mir mal dein Spielzeug!“ und „Zeig‘ mir mal deins!“. Der kleine Bruder in Berlin wird im November 2 und konnte fast mit den beiden Großen mitreden. Liam nicht so. Dafür wurde Emilian ganz unruhig, als er vom Freund erfuhr, dass es zwei neue Kinder in der Kita-Gruppe gäbe. Und er möchte dann lieber nicht mehr in den Kindergarten zurück, sagte er. Vielleicht sind ihm seine Sicherheiten wichtiger, als wir so dachten.
Nach dem sehr lebhaften Skype-Date packten wir schnell ein paar Snacks und fuhren – ab in den Süden – nach San Diego.
Ich sag ja: In der Woche war alles drin!
Wir ließen uns für die Fahrt ein bißchen länger Zeit und fuhren schon ein paar Kilometer vor San Diego von der Autobahn ab. Der Blick aufs Meer entschädigt jede rote Ampel. In La Jolla wollten wir Robben sehen und wir hätten auch welche entdeckt, wenn es einen Parkplatz gegeben hätte. Aber das war unmöglich! In San Diego faden wir einen, den wir auch gut bezahlen konnten und dann liefen wir einfach ein paar Stunden herum und schauten uns die Stadt am Meer ein. Navy-Schiffe, kleine Lädchen, Strand-Künstler, große Gebäude… Am Abend verzweifelten wir fast, weil wir einfach kein kostengünstiges, kinderfreundliches Restaurant fanden und ausserdem alle aufs Klo mussten. Ein neues Burger-Restaurant wurde es dann. Ich bestellte irgendeinen mit Avocado. Ich beachtete die grüne Schrift nicht und als mein Burger dann gebracht wurde, erschrak ich sehr über das schwarze Stück Etwas, das da zwischen Avocado, Tomat, Salat und Vollkorn-Brot lag. Es roch nicht wie verbranntes Fleisch. Als wir uns dann diese Kombination und die grüne Schrift nochmal genauer ansahen, stellten wir fest, dass ich wohl einen Veggie-Burger ausgesucht hatte. Mit der Gewissheit, nicht in verbranntes Fleisch zu beißen, schmeckte der Burger sehr lecker! Die Kinder bekamen Süßkartoffel-Pommes. Die lieben wir hier sehr.
Ohne weitere Zwischenfälle fanden wir unser Auto und fuhren die 90 min. wieder nachhause. Die Kinder schliefen bereits im Auto ein und ließen sich einfach in ihre Betten umlegen.

 

Am Sonntag hatten wir eigentlich geplant, schon zum 9:00 Uhr Gottesdienst zu gehen, aber wir schafften es gerade mal zum 11:00 Uhr Gottesdienst. Ähäm.. Ich brachte Emilian in die Kinderbetreuung, während meine Freundin mit Liam auf dem Spielplatz wartete. Sie wollte in den großen Raum gehen und ich wollte mich dann mit Liam wie immer in den Vorraum setzen. Weil mir der große Raum ein bißchen zu kalt und zu groß ist, sitze ich gern im Vorraum.
Emilian wünschte sich eine neue Gruppe und so fragte ich einfach mal, welcher Raum für 4jährige offen sei. Seal, Turtle und Whale gab es. Whale kannte er noch nicht, also entschieden wir uns für den. Die Betreuer wechseln und so kannten wir sie schon. Die Kinder und – noch wichtiger – das Spielzeug war aber neu und Emilian hüpfte fröhlich von dannen.
Als ich wieder nach draussen kam, warteten die anderen beiden schon auf mich.
„Liam möchte auch in die Kinderbetreuung“, sagte mir meine Freundin.
?!?
Ich sah ihn an und Liam stand dort sehr selbstbewusst vor mir und nickte mich an. Ich konnte absolut nicht glauben, was ich da hörte und fragte ihn nochmal. „Liam, möchtest du heute auch in die Kinderbetreuung? Aber deine Miss Penelope ist heute gar nicht da und vielleicht gehst du auch in einen anderen Raum. Soll ich dich anmelden?“ – „Ja!“
Um es mal auf einen Versuch ankommen zu lassen, ging ich nochmal mit Liam zur Anmeldung. Ich fragte, welche Räume für ihn offen waren und sein bekannter Donnerstags-und-Freitags-Raum war tatsächlich nicht dabei. Liam wollte. Er klebte sich völlig selbstverständlich seinen Namens-Aufkleber aufs T-Shirt und stolzierte los. Ich konnte. es. nicht. glauben!
Wir kamen am Zimmer an und Liam wollte durchs Fenster schauen. Ich hob ihn hoch und ein kleines Lächeln kam in sein Gesicht, als er die spielenden Kinder sah. Zwei fremde (Teeniemädchen-) Betreuerinnen empfingen uns. Im Raum an der Tür stand ein Mädchen, das wie am Spieß nach seiner Mama brüllte. Spätestens da war mir klar, dass Liam umdrehen und auf meinen Arm flüchten würde. Aber er zögerte nur, schluckte und ging ein paar Schritte in den Raum. Ohne auch nur ein bißchen Unsicherheit zu zeigen, winkte er mir nochmal und hockte sich an ein kleines Parkhaus. Ich sah ihm hinterher, sah meine Freundin an und wusste nicht, was ich sagen sollte. „Lass uns shoppen gehen!“ war dann ein Versuch. Immernoch sprachlos holte ich mir einen Kaffee vor dem Kinder-Haus und zusammen liefen wir über die Wiese zum Gottesdienst-Raum. Weil ich mit meinem Kaffee nicht in den Raum gelassen wurde, trennten wir uns und ich setzte mich wie gewohnt, aber allein, in den Vorraum. Ich war völlig überrascht.
Mein Pager vibrierte nicht und ich konnte beide Jungs nach dem Gottesdienst sehr glücklich und entspannt aus ihren neuen Räumen abholen. Wie krass ist das denn?

Jetzt noch kann ich nicht fassen, was passiert ist.
Dass Liam ganz, ganz alleine entschieden hat, in die Kinderbetreuung zu gehen, obwohl ich ihn für Sonntag gar nicht mehr gefragt habe, dass er einfach so gegangen und geblieben ist, dass er nicht ein einziges Mal geweint oder sich anders entschieden hat, lässt mich vor Stolz platzen! Es zeigt mir, dass es absolut die richtige Entscheidung war, ihn nicht zu drängen, ihm Zeit zu geben und es dabei zu belassen. Ich hab nicht drauf gewartet, dass er von selbst kommt. Mein großes Baby…

Nach dem Mittag hat es uns noch einmal nach Laguna Beach gezogen. Abschied für unseren Besuch. Wir hatten keine Badesachen dabei und saßen einfach so am Strand und machten Fotos. Emilian tobte durch den Sand. Wir haben Möwen und Pelikane beobachtet, haben über große Wellen und mutige Surfer gestaunt und wir haben mehreren Pärchen und Familien beim Foto-Shooting zugesehen. Es kam uns fast so vor, als hätte irgendeine Fotografin ihr Atelier an den Strand verlegt. Familie um Familie kam mit Taschen voller Wechselkleidung an…
Wir aßen einen leckeren Abschieds- und Belohnungs-FrozenYogurt und machten uns auf den Weg nachhause.

Am Abend haben wir den kleineren der beiden Kürbisse zerhackt und meine Freundin hat eine Kürbissuppe gekocht. Aus dem anderen wollen wir ein Gesicht schnitzen. Während meine Freundin die Kinder abduschte, fuhr ich schnell zur Kirche, um meinen Mann abzuholen. Zwei müde und frisch geduschte Kinder begrüßten ihn zuhause und er erzählte mit leuchtenden Augen von Mexiko. Für jeden von uns hat er einen Poncho von dort mitgebracht. Ich habe so etwas noch nie besessen oder getragen und… es gibt nichts auf der Welt, was die Figur weniger betont. Liebevoll nennen wir sie „die Teppiche“. Vielleicht schaffen wir ja mal, ein Foto von uns zu machen. Denn bei über 20°C werde ich den Poncho nicht tragen können.

 

Jetzt sind wir wieder zu viert. Zum ersten Mal seit dem 3. Oktober schöafen wieder nur zwei Personen in unserem Schlafzimmer. Und… wir haben gestern nicht viel unternommen. Pancake-Frühstück, chillen, Pool, Spielplatz, Mittag, Mittagspause, Eis essen, einkaufen, Wäsche waschen, Pizza essen, aufräumen, ab ins Bett. Einfach mal so. Für diesen Eintrag habe ich auch ein paar Tage gebraucht! Gestern Abend habe ich mit Emilian einen ordentlichen Piratenkampf gekämpft. Mit vom Tisch springen und so. Liam saß auf Papas Schoß, sah zu und amüsierte sich köstlich.

 

Am Freitag wurde ich einer Nanny vorgestellt, die eine Freundin von hier auf einem Spielplatz kennengelernt hat.
Die Nanny ist ein bißchen jünger als ich, wohnt seit 4 Jahren hier und möchte jetzt studieren. Die Familie, bei der sie bis jetzt gearbeitet hat, hat inzwischen Schulkinder und sie sucht neue Familien mit Kindern. Und: Sie kommt aus DEUTSCHLAND!!
In den nächsten Tagen möchten wir sie treffen und besser kennenlernen.

Diese Nachricht und Liams Heldentat haben mich sehr glücklich gemacht. Das sind beantwortete Gebete!
Aber, ehrlich gesagt, habe ich sie nicht gebetet.
Ich war einverstanden, mit Liam im Gottesdienst zu sein.
Ich wollte ihn nicht mehr drängen.
Und wie unwahrscheinlich ist es denn, in Kalifornien eine deutsche Nanny zu finden?
Gar nicht. Für Gott.
Ich bin sehr dankbar und es berührt mich, wie sehr er für mich sorgt und mich ohne Worte versteht!

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